(ots) - Für mehr weltweite Bildungsgerechtigkeit hat
sich der Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, ausgesprochen.
"Bildung darf nicht nur für Reiche zugänglich sein", sagte Bode am
28. November in Osnabrück auf der Pressekonferenz zum Start der
diesjährigen Weihnachtsaktion von Adveniat, dem
Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Am
kommenden Sonntag, dem ersten Advent, wird die bundesweite
Adveniat-Aktion um 10 Uhr mit einem Gottesdienst im Dom zu Osnabrück
eröffnet. Sie steht unter dem Motto "Hunger nach Bildung".
Bischof Bode machte vor den Journalisten deutlich, dass Bildung
und Ausbildung ein Befreiungspotenzial hätten: "Nur wer etwas weiß
und durch Bildung Selbstbewusstsein erhalten hat, kann sich frei
machen von Unterdrückung und Ausbeutung, die wir weltweit, aber auch
bei uns immer noch finden." Wenn sich die Adveniat-Aktion in diesem
Jahr für eine "erreichbare, kostengünstig zugängliche, inhaltlich
sinnvolle und den Lebensumständen der Menschen angepasste Bildung"
einsetze, engagiere sie sich für ein Grundbedürfnis der Menschen.
Bischof Bode begrüßte besonders die Gäste aus Lateinamerika und
stellte die Aktionen und Veranstaltungen vor, die im Rahmen der
Eröffnung der Adveniat-Aktion im Bistum Osnabrück stattfinden werden:
von Workshops und Begegnungen über Vorträge bis hin zu Gottesdiensten
und Gebetszeiten. "Diese Gäste bringen auch uns Bildung,
Informationen, Horizonterweiterung", betonte der Bischof. Denn auch
die katholische Kirche im Bistum Osnabrück sei in den entstehenden
großen pastoralen Räumen darauf angewiesen, "dass noch mehr Getaufte
und Gefirmte als bisher Verantwortung übernehmen". Wer aber einen
Dienst und wer Leitung übernehme, müsse dafür auch vorbereitet und
ausgebildet sein. "Die Kirche in Lateinamerika hat mit dieser Form
der Bildung schon langjährige Erfahrungen, von denen wir profitieren
können", sagte Bode.
Fehlende Bildung sei eine "alltägliche Katastrophe", sagte
Erzbischof Fernando Natalio Chomalì Garib aus Concepción in Chile.
Wenn junge Menschen keine Bildung erhielten, sei dies die Ursache für
die große Ungerechtigkeit im Land. Chile gehört zu den zehn Ländern
der Welt, in denen die Schere zwischen Reich und Arm am größten ist.
Erzbischof Chomalà erinnerte an das Erdbeben von 2010, das zwei
Millionen Menschen betroffen hatte: "Adveniat blieb bei uns, auch
nachdem die Katastrophe aus den Schlagzeilen geriet." Knapp 15
Prozent der Jugendlichen in Chile haben keine Arbeit: "Das ist eine
tiefe Wunde, die auf eine sehr schlechte Bildung in den ärmsten
Schichten der chilenischen Bevölkerung zurückzuführen ist."
José Argüello Lacayo aus Nicaragua, Theologe und Leiter eines
Ausbildungszentrums für Gemeindeleiterinnen und Gemeindeleiter, griff
die Argumentation des Bischofs auf und sagte, dass Bildung,
Ausbildung und Weiterbildung eine entscheidende Rolle spielten, damit
Menschen zu sich selbst kommen, Selbstwertgefühl entwickeln und
wertvolle Initiativen ergreifen könnten: "Unsere lateinamerikanischen
Völker benötigen das Brot der Bildung, um Selbstbestimmung und
gerechtere Lebensverhältnisse zu erlangen", sagte Argüello. Das
Engagement der Kirche in Lateinamerika spiele eine entscheidende
Rolle, "damit die Benachteiligten unserer Gesellschaften
menschenwürdiger leben dürfen", betonte er. Durch Bildung würden
Menschen zu "Protagonisten ihres eigenen Lebens". Dabei seien Glauben
und Leben bei den Gemeindeleitern in Nicaragua immer sehr eng
miteinander verbunden: "Aus ihrem christlichen Glauben heraus ziehen
sie die Kraft, sich um die Belange der Menschen in ihrer Umgebung zu
kümmern", erläuterte Argüello.
Prälat Bernd Klaschka, Geschäftsführer von Adveniat, sagte, dass
dort, wo Bildung fehle, oft das ganze Leben von Menschen zugrunde
gehe. Bildungschancen seien in den Ländern Lateinamerikas und der
Karibik stark von der sozialen Herkunft und den finanziellen
Möglichkeiten abhängig. "Wer kein Geld hat, dem bleibt oft der Zugang
zu einer guten schulischen und beruflichen Bildung versperrt",
kritisierte Klaschka. Wem aber Bildung verwehrt werde, der spüre das
am ganzen Körper, "wie jemand, dem Wasser oder Nahrung fehlen".
Bildung sorge dagegen dafür, dass der Einzelne mit seinen jeweiligen
Talenten gefördert werde und die Gesellschaft menschlicher werde.
Klaschka wies darauf hin, dass auch die Projektpartner von Adveniat
sich vor allem die Unterstützung bei Bildungsprojekten wünschten.
Dabei würden nicht einzelne Bildungsveranstaltungen gebraucht,
sondern Bildungsprozesse, die "geduldig und vorausschauend" auf die
sich verändernde Lebenswelt der Menschen in Lateinamerika und der
Karibik Antwort geben. Zudem müssten auch Bildungsprojekte gefördert
werden, "die den Glauben zur Sprache bringen und mit dem Lebensalltag
in Bezug setzen".
Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in
Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der
Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat
entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird
das Werk von Hunderttausenden Spenderinnen und Spendern - vor allem
auch in der Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat
finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Und die Hilfe wirkt: Im
vergangenen Jahr konnten rund 2.700 Projekte gefördert werden, die
mit einer durchschnittlichen Fördersumme von 13.000 Euro genau dort
wirken, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt
bei den Armen.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.adveniat.de
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