(ots) - Die Rückkehr der Kanonenboote
Ein bereits vor 100 Jahren beliebtes Manöver erlebt eine
Renaissance: die Kanonenbootpolitik. Im Ringen um Rohstoffgebiete und
Einflusszonen wird im Wortsinne Flagge gezeigt und gegenseitig
beeindruckendes Kriegsgerät vorgeführt. Der Zeitpunkt für die
"Übungsfahrt" des chinesischen Flugzeugträgers Liaoning in das
umstrittene Seegebiet um die Senkaku-Inselgruppe ist angesichts des
bevorstehenden Besuchs des US-Vizepräsidenten sicher kein Zufall.
Der Streit zwischen China, Taiwan und Japan um die Inseln ist das
jüngste, aber nicht einzige Beispiel für schwelende
Territorialkonflikte im Pazifikraum, an denen eine oder mehrere
Großmächte beteiligt sind. In vielen Fällen geht es um unbewohnte
Eilande - der umgebende Meeresboden ist von weit größerem Interesse
als das Land selbst. Wer weiß, welche Schätze unter ihm zu finden
sind.
Längst sind die typischen Begleiterscheinungen solcher Konflikte
ins Rollen gekommen: Das diplomatische Klima ist vergiftet, Politiker
rasseln mit ihren Säbeln - und seit Jahren dreht sich die
Rüstungsspirale in der Weltregion in beunruhigender Geschwindigkeit.
Noch ist keiner dieser Konflikte am Siedepunkt - aber sie werden
am Köcheln gehalten. Die Mächte müssen sich vorsehen, dass die Suppe,
die sie sich mit ihren Provokationen einbrocken, nicht überkocht.
Auch Deutschland und Europa sind hier gefordert. Ein Krieg in
Ostasien scheint zwar unwahrscheinlich - undenkbar ist er nicht.
Maik Nolte
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