(ots) - "Wer in Deutschland Leistungen bezieht, sollte auch
die deutsche Sprache lernen müssen", sagte CDU-Politiker Wolfgang
Bosbach live bei stern TV. Im Gespräch mit Steffen Hallaschka machte
Bosbach deutlich: "Es geht um Eingliederungschancen auf dem
Arbeitsmarkt. Wer Hartz IV bezieht und es besteht bei ihm durch einen
Sprachkurs die Möglichkeit, die Chancen zu verbessern, dann darf der
Staat das einfordern."
Deutschkenntnisse hätten aber auch für Kinder aus
Migrationsfamilien eine "überragende Bedeutung", sagte Bosbach. "Denn
entscheidend dabei ist, was mit der Mutter gesprochen wird. Und da
ist es wichtig, dass man die Möglichkeit hat, Eltern zu Deutschkursen
zu verpflichten - im Sinne der Kinder."
Ganz anders sieht das Linken-Politikerin Sevim DaÄŸdelen.
"Lernen unter Zwang ist nicht erfolgsversprechend. Sprache ist etwas
emotionales, man muss sich wohlfühlen dabei, deshalb setze ich auf
freiwillige Angebote", sagte sie im stern TV-Studiogespräch. Und:
"Wir brauchen mehr Angebote in Schulen, mehr Kita-Plätze, mehr
Ganztagsschulen."
Dem widersprach der Leiter der Arche in Berlin, Bernd Siggelkow,
vehement: "Man kann nicht alles an staatliche Institutionen abgeben.
Erziehung findet in der Familie statt und nicht in der Schule und
nicht im Kindergarten. Und da findet auch Sprache statt und
Sprachförderung."
"Regierung setzt auf "Fördern und Fordern"
Bei der Diskussion im stern TV-Studio ging es um die Frage, wie
wichtig Sprachkenntnisse für die Integration sind? Und ob es richtig
ist, dass Ausländerbehörden und Jobcenter die Zuwanderer seit 2005
dazu zwingen können, einen Integrationskurs zu besuchen?
Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD heißt es dazu: "Der
Erwerb der deutschen Sprache ist eine zentrale Voraussetzung für eine
gelingende Integration. Wir werden die Angebote zum Erlernen der
deutschen Sprache ausbauen." Und weiter heißt es: "Die Leitlinie der
Integrationspolitik bleibt Fördern und Fordern."
Doch wie erfolgreich ist dieses System des Förderns und Forderns?
In Deutschland lebten 2012 insgesamt 16,3 Millionen Menschen mit
Migrationshintergrund, schlecht integriert sind oft Frauen aus
türkischen Zuwandererfamilien. So wie Aysel Yildirim: Die 40-Jährige
lebt schon seit 25 Jahren in Deutschland, aber spricht noch immer
kein Deutsch. Ihre Wohnung verlässt die sechsfache Mutter nur selten
und hat keinen Kontakt zu Deutschen. Die ihr angebotenen Sprachkurse
hat sie nie besucht.
Hülya Solukçu dagegen, die seit 33 Jahren in Deutschland lebt und
Deutsch spricht, wird vom Jobcenter in Hamburg dazu gezwungen, einen
Deutschkurs zu besuchen. Und das nur, weil die 50-Jährige aufgrund
gesundheitlicher Probleme seit kurzem Hartz IV bezieht - davor waren
ihre Deutschkenntnisse 33 Jahre lang nicht von Interesse.
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