(ots) - Was Menschenwürde wert ist
Erst sind es Namen, dann Gesichter, dann Erinnerungen. Irgendwann
ist es die Kontrolle über den Alltag. Demenz nimmt Menschen nach und
nach beinahe alles, was sie einst ausgemacht hat. Kein Wunder, dass
die bislang unheilbare Erkrankung des Gehirns für viele das
Schreckgespenst des Alters ist. Der Trend beunruhigt: In den nächsten
20 Jahren soll sich die Zahl der Demenzkranken weltweit verdoppeln.
Dass sich die Gesundheitsminister der acht großen Industrienationen
des brisanten Themas annehmen, ist höchste Zeit.
Bei ihrem Treffen soll es um mehr Geld für die Forschung und um
einen menschlicheren Umgang mit Patienten gehen. Und das ist der
Knackpunkt: Demenz wurde schließlich nicht erst gestern entdeckt.
Dass unsere Gesellschaft es bisher versäumt hat, allen Erkrankten ein
menschwürdiges Weiterleben zu ermöglichen, ist schwer verständlich.
Angehörige bemängeln fehlende Unterstützung. Erkrankte müssen
fürchten, in Heime abgeschoben zu werden, in denen personell nicht
mehr möglich ist, als nach den drei "S" zu pflegen: satt, sauber,
still. Für die Betreuung von Alzheimer-Patienten fehlen in
Deutschland noch immer Geld und Personal - Letzteres auch, weil
Pflegeberufe alles andere als angemessen bezahlt werden. Warum
eigentlich verdient eine examinierte Pflegekraft so viel weniger als
ein Facharbeiter? Unsere Gesellschaft muss sich darüber klar werden,
wie viel ihr menschenwürdige Betreuung wert ist.
Meike Baars
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