(ots) - Schwierige Rolle
Es klingt paradox, aber es könnte tatsächlich so eintreten: Der
eigene Prozess wegen Vorteilsnahme ist für den ehemaligen
Bundespräsidenten Christian Wulff womöglich leichter zu bewältigen
als die parallel laufende Verhandlung gegen seinen früheren Sprecher
Olaf Glaeseker.
Im eigenen Verfahren sind die Vorwürfe der Anklage bislang in
keiner Weise erhärtet worden, eher im Gegenteil. Dies hat
Spekulationen genährt, dass die Richter bei der Zwischenbilanz in der
nächsten Woche so etwas wie "kurzen Prozess" machen könnten -
zugunsten des einstigen Staatsoberhauptes.
Im Glaeseker-Verfahren sieht sich Wulff hingegen mit dem Problem
konfrontiert, dass er in früheren Vernehmungen Aussagen gemacht hat,
die fundamental denen seines Ex-Sprechers und offenbar auch diverser
Zeugen widersprechen. Manche dieser Behauptungen sind in der Tat
schwer nachvollziehbar.
Das gilt insbesondere für die Versicherung, nichts von
Urlaubsaufenthalten Glaesekers bei dessen Freund Manfred Schmidt
gewusst zu haben - obwohl gelegentlich sogar Wulffs Tochter und
Ex-Frau zu den Mitreisenden zählten.
Wenn es dem früheren Präsidenten nicht gelingt, als Zeuge
glaubwürdig und überzeugend aufzutreten, könnte ihm diese Rolle am
Ende vielleicht schlechter bekommen als die des Angeklagten.
Hans Brinkmann
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