(ots) - Er hatte zu viel Macht
So viel Offenheit ist selten im abgeschotteten Nordkorea. Auch
offiziell hat nun das Staatsfernsehen die seit Tagen bekannte
Hinrichtung von Jang Song Thaek verkündet. Der 67-Jährige war zuvor
in Militär, Regierung und kommunistischer Partei bestens vernetzt und
besaß gute Kontakte zu China. Wahrscheinlich ließ Diktator Kim Jong
Un seinen Onkel beseitigen, weil ihm dieser mit seinem großen
Einfluss als hochgefährlicher Konkurrent erschien.
Wie die Entmachtung Jangs ablief und wie das Regime die Ermordung
begründete ("parteifeindlich", "konterrevolutionär"), das erinnert
bis in Details an sowjetische Schauprozesse zu Zeiten Stalins. Nicht
viel besser scheint es auch heute noch in Nordkorea um die
Menschenrechte bestellt zu sein. Und vermutlich ist Jang nicht das
einzige Opfer des brutalen Machtkampfs.
Nicht nur die Nachbarstaaten China und Südkorea müssen die
internen Streitigkeiten in Pjöngjang tief beunruhigen. Ganze zehn
Monate ist es her, dass der Dauerkonflikt um Nordkorea zuletzt die
Welt in Atem hielt. Und wenn eine Atommacht mit instabilen
Verhältnissen zu tun hat, dann sollten erst recht die Alarmglocken
schrillen. Dass ein Regime mit außenpolitischem Säbelrasseln von
Problemen im Innern ablenken will, wäre ja nicht das erste Mal.
Christof Haverkamp
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