(ots) - Neues Jahr, alte Denkschablonen. Das ist die
traurige Realität, die John Kerry zwischen Jerusalem und Ramallah
erwartete. Ãœberschattet wurde der zehnte Besuch in der kurzen
Amtszeit des US-Außenministers von dem dramatisch verschlechterten
Gesundheitszustand des früheren israelischen Ministerpräsidenten
Ariel Sharon, der seit 2006 im Wachkoma liegt. Das Schicksal des vom
Falken zum Advokaten eines israelisch-palästinensischen Ausgleichs
gewandelten Likud-Politikers steht seit langem als tragisches Symbol
für den festgefahrenen Friedensprozess. Kerry dürfte das im Sinn
gehabt haben, als er zu Beginn seiner neuen Pendelmission davon
sprach, die Führer Israels und der Palästinenser seien an dem Punkt
angelangt, an dem sie schwierige Entscheidungen treffen müssten. Der
Chef-Diplomat aus Washington ahnt, was passiert, wenn seine
ehrgeizige Mission scheitert. Der Friedensprozess dürfte dann auf
absehbare Zeit mausetot sein. Dabei sollte Israel mit Blick auf Iran
ein besonderes Interesse daran haben, die Palästinenserfrage zu
lösen. Tragischerweise erkennt Netanjahu nicht die Möglichkeiten, die
sich in einem veränderten Nahen Osten eröffnen, in dem viele
arabische Nachbarn dieselbe Furcht vor den Hegemonialansprüchen eines
potenziell nuklear bewaffneten Iran teilen. Die Behandlung der
Palästinenser bleibt der Stachel im Fleisch, der eine Friedenslösung
verhindert. Kerry sieht diesen Zusammenhang sehr deutlich. Daher
setzt er genau hier den Hebel an.
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