(ots) - ThyssenKrupp hat bei der
Errichtung seines Stahlwerks in Brasilien ein ökonomisches,
ökologisches und soziales Desaster angerichtet. Ein Bündnis von
Nichtregierungsorganisationen fordert den Vorstand auf, sich an die
Regeln verantwortungsvoller Unternehmensführung zu halten und
geschädigten Gruppen endlich eine Kompensation anzubieten. Bei der
Hauptversammlung am Freitag in Bochum soll dem Vorstand und
Aufsichtsrat des Konzerns die Entlastung verweigert werden.
"Viele Konzerne wollen direkt oder indirekt an der
Fußballweltmeisterschaft mitverdienen", sagt Markus Dufner,
Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und
Aktionäre. Wie ThyssenKrupp selber schreibt, sei die WM im Sommer
2014 "ein Event, das auch viele Infrastrukturprojekte mit sich
bringen wird". Seit 2010 ist die ThyssenKrupp GfT Bautechnik mit
ihrer Tochtergesellschaft ThyssenKrupp GfT do Brasil in Rio de
Janeiro ansässig, um "Bautechnik in Südamerika - made by
ThyssenKrupp" zu realisieren. "Angesichts der schwersten Fehler, die
ThyssenKrupp bei der Errichtung des TKCSA-Stahlwerks in Brasilien
unterlaufen sind, sind Zweifel berechtigt, ob der Konzern in der Lage
ist, andere Infrastrukturprojekte in Brasilien verantwortungsvoll zu
managen", gibt Dufner zu bedenken.
"ThyssenKrupp muss endlich für die in Rio de Janeiro angerichteten
Schäden aufkommen", erklärt Christian Russau von der Berliner
Organisation FDCL, die in Deutschland seit Jahren auf die Folgen des
ThyssenKrupp-Stahlwerks für die Fischer in Rio de Janeiro aufmerksam
macht. "Die Fischer müssen sofort entschädigt werden!", fordert
Russau. Es sei für ThyssenKrupp an der Zeit, "die bornierte
Beratungsresistenz aufzugeben und Verantwortung für die angerichteten
Schäden zu übernehmen", so Russau.
Die Pressesprecherin der sozialmedizinischen Hilfs- und
Menschenrechtsorganisation medico international, Katja Maurer,
verweist auf die Ergebnisse einer von ihrer Partnerorganisation PACS
2013 durchgeführten Gesundheitsstudie. "Nach wie vor klagen die
Anwohnerinnen und Anwohner in der unmittelbaren Umgebung des
Stahlwerks über die dramatischen gesundheitlichen Folgen. Viele
leiden an Allergien, anhaltendem Fieber, Müdigkeit, Erschöpfung,
Atemwegsproblemen, brennenden Augen und Hautproblemen", so Maurer.
Es fehle an adäquater medizinischer Versorgung, an kostenlosen
Medikamenten und insbesondere an sachgerechter Aufklärung seitens der
Stahlwerksbetreiber. Das Mapping kommt zu dem Ergebnis, dass das
TKCSA-Stahlwerk und die lokalen Behörden die Gesundheits- und
Umweltrechte der ohnehin marginalisierten Bevölkerung systematisch
verletzten.
Marcos da Costa Melo vom Netzwerk der Brasiliengruppen Kooperation
Brasilien - KoBra kritisiert das Vorhaben des Managements, das
Stahlwerk in Rio de Janeiro zu verkaufen. "Dass ThyssenKrupp sich
durch den Verkauf des Stahlwerks von der Unternehmensverantwortung
'freizukaufen' beabsichtigt, ist nicht akzeptabel", so da Costa Melo.
Im Rahmen der Kampagne "fairplay - Konzerne in der Verantwortung
für Mensch und Umwelt" wird der Dachverband bei der Hauptversammlung
Unterschriftenlisten mit Forderungen an den Vorstandsvorsitzenden von
ThyssenKrupp, Heinrich Hiesinger, überreichen. Die Kampagne fairplay
verlangt von deutschen Unternehmen, Menschen- und Arbeitnehmerrechte
einzuhalten und die Umwelt zu schützen - in Brasilien und weltweit.
Pressekontakt:
Gegenanträge: www.kritischeaktionaere.de; Gesundheitsstudie:
Interviews und Fotos am 17. Januar 2014 ab 8.30 Uhr vor dem
RuhrCongress in Bochum
Kontakt und weitere Informationen:
- Markus Dufner, Dachverband der Kritischen Aktionäre,
Geschäftsführer
Tel. 0221 / 599 56 47, mobil 0173 / 713 52 37,
dachverband(at)kritischeaktionaere.de
- Christian Russau, FDCL, mobil: 0171 / 2095585,
christian.russau(at)fdcl.org
- Katja Maurer, medico international, Pressesprecherin, mobil: 0171 /
1221261, maurer(at)medico.de
- Marcos A. da Costa Melo, Kooperation Brasilien (KoBra),
dacostamelo(at)fuge-hamm.de