(ots) - Die evangelische und die katholische Kirche in
Deutschland haben die teilweise schleppende Bearbeitung der Anträge
ehemaliger Heimkinder durch staatliche Beratungsstellen kritisiert.
Sie mahnten Verbesserungen beim Verfahren des Fonds an. Insbesondere
seien die Zeiten vom ersten Kontakt mit der Beratungsstelle bis zur
Auszahlung der vereinbarten Mittel durch die Bundeskasse oft zu lang.
"Wartezeiten von mehreren Monaten tragen zur Retraumatisierung
derjenigen bei, die sich an den Fonds wenden. Dies muss vermieden
werden", sagten heute der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch und der
Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Nikolaus Schneider, in einer gemeinsamen Erklärung.
Da ehemalige Heimkinder sich nur noch bis Ende 2014 an den Fonds
Heimerziehung West wenden können, um Leistungen zur Linderung von
Leiden aus der ehemaligen Heimerziehung in der Bundesrepublik
Deutschland zu erhalten, riefen der Erzbischof und der
EKD-Ratsvorsitzende Betroffene auf: "Melden Sie sich bei einer
regionale Anlauf- und Beratungsstelle des Fonds! Nutzen Sie dieses
Hilfeangebot, das noch bis Ende dieses Jahres zur Verfügung steht!"
Die Kirchen reagieren mit diesem Aufruf auf Meldungen aus dem
Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben der letzten
Woche, nach denen der Fonds Heimerziehung West im Unterschied zum
Fonds für Betroffene aus der ehemaligen DDR noch gut gefüllt ist. In
den Jahren 2012 und 2013 sind demnach 66 Millionen Euro von insgesamt
120 Millionen Euro beantragt worden. Zollitsch und Schneider werten
es als einen Erfolg, dass diese Summe zur Unterstützung von
ehemaligen Heimkindern zur Verfügung gestellt werden konnte. "Dies
ist eine wirksame Hilfe, die bei den Betroffenen auch ankommt!"
Die beiden Vorsitzenden bedauerten jedoch, dass es trotz
intensiver Bemühungen noch nicht gelungen ist, Betroffenen aus der
Behindertenhilfe und Psychiatrie ein ähnliches Angebot zu
unterbreiten. Menschen, die zwischen 1945 und 1975 in der
Bundesrepublik Deutschland in einer solchen Einrichtung untergebracht
waren, berichten oft von den gleichen schlimmen Erfahrungen wie
ehemalige Heimkinder. "Wir appellieren an den Bund und die Länder:
Auch diese Gruppe Betroffener sollte schnellstens Hilfen zur
Bewältigung ihrer schlimmen Erlebnisse erhalten. Die Kirchen haben
hier schon vieles in Sachen Aufarbeitung und Hilfe unternommen -
jetzt muss dringend eine Lösung durch den Staat geschaffen werden!",
so Zollitsch und Schneider abschließend.
Hannover, 4. Februar 2014
Pressestelle der EKD
Sven Waske
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