(ots) - Die Flexibilität von Produkten und
Produktionsprozessen systematisch durch Vernetzung, dezentrale
Steuerungsmechanismen sowie intelligente Datenaufnahme und
Integration zu erhöhen, ist Kennzeichen des Zukunftsprojekts
"Industrie 4.0". Die Menschen stehen dabei im Zentrum der Vernetzung
zu den Dingen und Diensten und sind in stetem Austausch mit Kunden,
Lieferanten und dem Markt. Hieraus entstehende Folgen und
Herausforderungen thematisierten heute VDI-Direktor Dipl.
Wirtsch.-Ing. Ralph Appel und Dr.-Ing. Kurt D. Bettenhausen,
Vorsit-zender der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und
Automatisierungstechnik (GMA), auf einer Pressekonferenz zur der
VDI-Tagung "Industrie 4.0" in Düsseldorf.
Die Bedeutung von "Industrie 4.0" für den Produktionsstandort
Deutschland ist heute unumstritten, die neue Bundesregierung hat das
Thema im Koalitionsvertrag verankert, die Erwartungen sind hoch. "Da
die Frage der Wirtschaftlichkeit nicht erst am Ende der
Entwicklungszeit beantwortet werden darf, beschäftigen wir uns im VDI
bereits mit der Realisierbarkeit, der stufenweisen Einführbarkeit und
mit dem konkreten Nutzen für unsere Industrie", sagt VDI-Direktor
Appel. Viele Unternehmen, Forschungseinrichtungen verschiedener
Fachdisziplinen und Verbände setzen sich bereits für den Erfolg ein.
"Hierin steckt aus unserer Sicht auch das Neue: Die Ideen und Ziele
zum Erfolg des Standorts Deutschland gemeinsam umzusetzen. Darüber
hinaus werden sich nicht nur Perspektiven für die Produktion in
Deutschland, sondern auch für heimische Ausrüster und
Dienstleis-tungsanbieter ergeben", ergänzt Bettenhausen. Aus Sicht
des VDI wird die industrielle Welt mit der Umsetzung von "Industrie
4.0" zunächst nicht einfacher. Im Gegenteil, meint Bettenhausen: "Die
zunehmende Vernetzung von Geräten und Systemen sowie die ansteigende
Informationsdichte werden industrielle Anlagen noch komplexer machen.
Es werden weitere Fragen nach Datenverfügbarkeit, -sicherheit und
-gültigkeit aufkommen. Das bedeutet zusätzliche Herausforderungen für
Ingenieurinnen und Ingenieure, die solche Anlagen entwickeln,
projektieren und in Betrieb nehmen."
IT-Sicherheit hat Schlüsselrolle und wird Geld kosten
Mit "Industrie 4.0" und den damit verbundenen notwendigen und
durchgängigen IT-Lösungen erhält Informationssicherheit, besonders
der Schutz vor Datenmissbrauch und Spionageangriffen, eine
Schlüsselrolle. "Die Anzahl von Cyber-Angriffen auf Industrieanlagen
bzw. Infrastrukturanlagen großer wie kleiner Unternehmen ist weit
höher, als uns die Nachrichtenlage derzeit glauben lässt, da viele
Unternehmen Cyberangriffe verschweigen - aus Angst vor noch größerem
Schaden und sinkendem Vertrauen der jeweiligen Kunden", so Appel. Die
deutsche Wirtschaft nennt derzeit einen Schaden von 50 Milliarden
Euro durch Cyberangriffe - die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich weit
höher. "Neben den notwendigen Einzelmaßnahmen der Unternehmen müssen
wir hier ein stärkeres nationales Bewusstsein schaffen und dafür
sorgen, dass relevante IT-Infrastruktur auch am Standort Deutschland
untergebracht ist und damit im nationalen Zugriff bleibt", fordert
Appel. "Informationssicherheit wird zunehmend Geld kosten - auf
Seiten der Infrastruktur und auf Seiten des Personals, welches
geschult werden muss und welches sich der damit verbundenen Risiken
im Industriealltag bewusst ist."
"Industrie 4.0" wird die Beschäftigung verändern
Der VDI geht davon aus, dass "Industrie 4.0" ein Schlüssel für die
Stabilisierung von Beschäftigung am Standort Deutschland sein wird.
"Auch wenn es im ersten Moment klingt, als würde die durchgängige
Vernetzung dazu führen, dass die menschliche Arbeitskraft mit
"Industrie 4.0" immer weniger gebraucht wird, so ist dies ein
Trugschluss. Der Mensch wird aus der Fabrikhalle nicht verschwinden,
denn er bringt die unschätzbare Fähigkeit der Kreativität ein und die
Kompetenz zu flexibler Lösungsfindung", sagt Appel. Allerdings werden
sich die Arbeitsplätze verändern. Neben den bisherigen
Qualifikationen werden Kenntnisse in IT-Infrastruktur, Software und
IT-Sicherheit unumgänglich sein. Für die heute Beschäftigten heißt
dies Weiterbildung - für diejenigen, die erst noch auf den
Arbeitsmarkt kommen, müssen entsprechende Voraussetzungen in der
Ausbildung und vor allem zu Beginn der Berufstätigkeit geschaffen
werden. Appel stellt aller-dings klar: "Wir benötigen keine neuen
Studiengänge in den Ingenieurwissenschaften. Dennoch muss die
Ausbildung der Ingenieure auf die Erfordernisse von Industrie 4.0
abgestimmt werden. Ein solides Studium z.B. des Maschinenbaus oder
der Elektrotechnik muss und wird auch zukünftig ausreichen, um nach
entsprechender Einarbeitung in den Fabriken der 'vierten
industriellen Generation' zu bestehen."
Weitere Informationen zum Zukunftsprojekt "Industrie 4.0" finden
Sie unter www.vdi.de/industrie40 und unter dem Twitter-Hashtag
#industrie40.
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