(ots) - Die Gewalt gegen Zivilisten in der
Zentralafrikanischen Republik hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß
erreicht. Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen
verurteilt aufs Schärfste die täglichen Übergriffe der beiden größten
bewaffneten Gruppen, der Anti-Balaka und der Ex-Séléka. Allein in der
Hauptstadt Bangui haben Teams der Organisation im Januar mehr als
1.650 Verwundete aus allen Bevölkerungsgruppen behandelt.
In den vergangenen Tagen wird vor allem die muslimische Minderheit
zum Opfer von Ãœbergriffen - auch wenn die Situation sehr komplex ist
und alle Bevölkerungsgruppen unter Gewalt leiden. In vielen Städten
werden Muslime von Anti-Balaka-Milizen bedroht. Zehntausende sind
bereits in den Tschad und nach Kamerun geflohen. "Die Bevölkerung
lebt in ständiger Angst um ihr Leben. Die Menschen sind völlig auf
sich allein gestellt", sagt Martine Flokstra, Nothilfekoordinatorin
von Ärzte ohne Grenzen. "Im Nordwesten des Landes und in Bangui
beobachten wir derzeit Vergeltungsangriffe gegen die muslimische
Minderheit. Wir sind sehr besorgt um die muslimischen Gruppen, die in
ihren Dörfern festsitzen und von Anti-Balaka-Gruppen umstellt sind.
Und wir sind auch besorgt darüber, dass viele muslimische Familien
aus Lebensgefahr gezwungen sind, ins Ausland zu fliehen."
In der Hauptstadt Bangui gehen Kämpfe und Plünderungen
unvermindert weiter. Allein im Gesundheitszentrum Castor wurden in
der vergangenen Woche 91 Patienten mit Verletzungen durch Macheten
oder mit Schusswunden eingeliefert. Im Vertriebenenlager am
Flughafen, in dem 100.000 Christen Zuflucht gesucht haben, haben die
Teams im Januar 265 Verwundete behandelt, allein 100 in der
vergangenen Woche.
Auch im Nordwesten des Landes haben Teams von Ärzte ohne Grenzen
in mindestens acht Städten Verletzte behandelt. Kämpfe in den Städten
Bouca, Bossangoa, Carnot, Berberati und Baoro haben die dortige
muslimische Bevölkerung vertrieben. Am Mittwoch hat die 2.500
Menschen umfassende muslimische Gemeinde das Dorf Bozoum verlassen.
In Bouar halten bewaffnete Gruppen mehr als 8.000 muslimische
Bewohner von der Flucht ab. Die Menschen leben eingesperrt und können
der Gewalt nicht entkommen.
Rund 30.000 muslimische Flüchtlinge sind bislang in den Tschad
geflohen, 10.000 nach Kamerun. In Bangui sind muslimische Familien am
Flughafen in einem gesonderten Lager, in der großen Moschee und in
abgelegenen Vertriebenenlagern untergekommen. Dort hoffen sie auf ein
wenig Schutz und warten darauf, dass sie das Land verlassen können.
Die christliche Mehrheitsbevölkerung des Landes ist ebenfalls
nach wie vor von dem Konflikt betroffen. Auch unzählige Christen sind
vertrieben worden, und tausende suchen derzeit Schutz in den
religiösen Zentren der Städte oder am Flughafen von Bangui. Dort
leben sie unter erbärmlichen Umständen, zu verängstigt, um in ihre
Häuser zurückzukehren.
"Die Auswirkungen der Gewalt auf die gesamte Bevölkerung hat
schockierende Ausmaße angenommen", sagt Flokstra. "Die willkürliche
und scheinbar unaufhaltsame Gewalt hat in den vergangenen Wochen
immer weiter zugenommen."
Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1997 in der Zentralafrikanischen
Republik. Derzeit sind mehr als 1.800 lokale und 200 internationale
Mitarbeiter im Land. Die Teams betreiben sieben reguläre Projekte in
Batangafo, Boguila, Carnot, Kabo, Ndéle, Paoua und Zémio und sieben
Projekte für akute Nothilfe in Bangui, Bouar, Bozoum, Bossangoa,
Bouca, Bria und Berberati.
Pressekontakt:
Interviews mit Markus Bachmann, Projektkoordinator in Bangui, sind
möglich.
Videomaterial und Fotos können unter folgendem Link heruntergeladen
werden:
ftp://fotos:uzetan85(at)217.110.40.18/2014-01-Zentralafrika-Exodus
(ein aktuelles Video - neben der Datei MSB5220 - wird im Laufe des
Tages ergänzt)
Pressekontakt: Stefan Dold, 030/700130-239,
stefan.dold(at)berlin.msf.org, www.aerzte-ohne-grenzen.de