(ots) - Nach Erkenntnissen des NDR Fernsehmagazins "Hallo
Niedersachsen" hat es auf dem Gelände der ehemaligen Fulgurit GmbH in
Wunstorf, wo heute auch die umstrittene Asbesthalde liegt, in den
vergangenen Jahrzehnten mindestens zwei gravierende Ölunfälle
gegeben. Deren Folgen sind noch immer nicht vollständig behoben. Und
das obwohl Experten dringenden Handlungsbedarf sehen. Zum einen
leckte bis 1989 Schweröl aus einem ehemaligen Bunker, in dem nach dem
Zweiten Weltkrieg Schadstoffabfälle entsorgt wurden. Zum anderen trat
von 1960 bis 1987 Schalöl - das mit Heizöl vergleichbar ist - aus
einer Maschine zur Produktion von Asbest-Zementplatten aus. Sowohl
das Schweröllager als auch die Maschine gehörten zur ehemaligen
Fulgurit GmbH, die von 1912 bis 1993 Baumaterial auf Basis von
giftigem Asbest herstellte.
Gutachten, die "Hallo Niedersachsen" vorliegen, belegen, dass die
Region Hannover von beiden Ölunfällen spätestens seit 1987 Kenntnis
hatte. Der Maschinenschaden wurde als so schwerwiegend eingeschätzt,
dass die Fulgurit GmbH auf Anweisung des Landkreises, der jetzigen
Region Hannover, seit 1988 sogar Sanierungsmaßnahmen durchführen
musste. Das Schweröllager wurde hingegen lediglich gereinigt. Von
1997 bis 2004 fanden von der Region Hannover angewiesene jährliche
Überprüfungen des Grundwassers statt. Noch im Jahr 2004 wurde an
einer Probestelle ein Wert von 3700 Mikrogramm Schalöl pro Liter im
Grundwasser festgestellt. Dieser Wert liegt um mehr als das
Zehntausendfache über dem erlaubten Prüfwert von 0,2 Mikrogramm pro
Liter. Bis 2004 wurden auf dem Gelände auch massiv erhöhte
Schwerölwerte im Grundwasser dokumentiert. Trotzdem wurden die
Messungen 2004 entgegen der Empfehlungen in den Gutachten von der
Region Hannover eingestellt.
Der Mineraloge und ehemalige Dezernatsleiter am Niedersächsischen
Landesamt für Ökologie, Friedrich Jaeckel, kritisiert das Vorgehen
der Region Hannover scharf: "Eigentlich hätte aufgrund der
festgestellten Belastung durch die Ölverschmutzung im Grundwasser
ständig und sofort saniert werden müssen." Auch der Geologe und
unabhängige Gutachter Ralf Krupp aus Burgdorf übt Kritik. Er
bestätigt, dass noch 2004 Öl in Probebohrungen gefunden wurde: "Das
ist eigentlich ein Beleg dafür, dass die Sanierung unvollständig war
und dass weiterhin ein Sanierungsbedarf besteht." Ralf Krupp warnt:
"Man hat in diesen Ölen auch Bestandteile, die stark krebserregend
sind."
Die Region Hannover hält die von 1988 bis 1995 durchgeführten
Sanierungsmaßnahmen für ausreichend. Die erhöhten Ölwerte im
Grundwasser seien "Ausreißer", sagte der Umweltdezernent der Region
Hannover, Axel Priebs, dem NDR: "Das sind keine Werte, die Anlass zum
Handeln geben. Die Einschätzung unserer Fachleute hat ergeben, dass
der Schaden saniert worden ist und dass keine weiteren Maßnahmen
erforderlich sind." Die Region Hannover sehe keinen weiteren
Handlungsbedarf.
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