(ots) - Man sollte sich von Gruselbildern auf
Zigarettenpackungen nicht allzu viel und nicht allzu schnell
abschreckende Wirkung erhoffen. Rund acht Prozent aller Deutschen
gelten als starke Raucher und quarzen 20 Zigaretten und mehr am Tag.
Das tun sie nicht, weil sie keinen anderen Hobbys haben, sondern weil
sie süchtig sind. Nikotin macht ebenso schnell und ebenso stark
abhängig wie Kokain. Blöd macht es nicht. Raucher wissen, was das
Nervengift und die vielen Zusatzstoffe in Zigaretten im Körper
anrichten. Jeder zweite würde lieber gestern als heute aufhören. Doch
die Verdrängungsmechanismen sind stark - und die Sucht noch stärker.
So wie Abhängige die Warnung "Rauchen tötet" ignorieren, werden sie
mit der Zeit auch über Zahnstümpfe hinwegsehen. Im Gegensatz zur
Abschreckungskeule, die das EU-Parlament jetzt ausgepackt hat, setzen
Entwöhnungsprogramme auf positive Motivation. Krankenkassenkurse und
Apps zeigen auf, wieviel positive Veränderungen jeder erlebt, der von
der Kippe springt: bessere Haut, mehr Kondition usw. Den
durchschlagendsten Erfolg hat jedoch eine von der Politik wenig
beeinflussbare Komponente: eine Gesellschaft, in der, wer ganz vorne
mit dabei sein will, gesund, leistungsfähig und sportlich trainiert
sein sollte. Das ist einer der Hauptgründe, warum - zum Glück - immer
weniger Jugendliche Coolness mit Qualmen gleichsetzen. Die
gesellschaftliche Stigmatisierung schafft das, was schaurige Filme im
Biologieunterricht über Jahrzehnte hinweg nicht hingekriegt haben.
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