(ots) - Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff werde
sich nach Abschluss seines Strafprozesses wieder politisch
einbringen, erwartet der Kölner Medien- und Politikwissenschaftler
Prof. Dr. Frank Überall von der HMKW Hochschule für Medien,
Kommunikation und Wirtschaft.
Wulff müsse zunächst seine "kommunikative Katerstimmung"
überwinden, sagte Überall in einem Gespräch mit dem Branchendienst
Newsroom.de: "Aber er trägt den offiziellen Titel 'Bundespräsident
a.D.', umgangssprachlich "Alt-Bundespräsident". Das sei nicht nur mit
dem Recht auf Büro und Dienstwagen verbunden, sondern auch mit
formalem Ansehen: "Damit hat er Berechtigung genug, sich zu den
Themen zu äußern, die ihm wichtig sind. Er kann sich in
gesellschaftliche Diskurse einschalten, wenn es zum Beispiel um den
umstrittenen Bau von Moscheen in Deutschland geht. Wo sich manche
Politiker zuweilen in vornehmer Zurückhaltung üben, kann er klar
Position beziehen."
In die aktive, operative Politik werde Wulff wohl nicht
zurückkehren, erklärte Überall: "Das wird er sich nicht antun, nach
allem was geschehen ist. Es wird sicher auch Themengebiete geben, zu
denen er sich eher nicht mehr äußern wird. Ich kann ihn mir schlecht
als Gastredner für die Bereiche Moral, Steuerehrlichkeit oder
Korruptionsbekämpfung vorstellen. Aber man darf nicht vergessen, dass
er trotz seiner kurzen Amtszeit als Bundespräsident auch einen
gesellschaftlich wichtigen Akzent gesetzt hat: Die
Integrationspolitik. Das wird bleiben." Wulff habe sich als erster
getraut, offen anzusprechen, dass Migranten und damit auch deren
Religion ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft sind. "'Der
Islam gehört zu Deutschland' hat einen ähnlich bleibenden Eindruck
hinterlassen wie die 'Ruck-Rede' von Roman Herzog. Wulffs
kommunikatives Versagen in eigener Sache wird mit der Zeit
verblassen." Wenn das Strafverfahren endgültig abgeschlossen sei und
der Freispruch Bestand behalte, würden die moralischen
Fragwürdigkeiten, die zeitweise intensiv diskutiert worden sind, in
der Öffentlichkeit über kurz oder lang vergessen sein", erklärte
Überall: "Das ist die Chance des Alt-Bundespräsidenten Christian
Wulff."
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