(ots) - Zumindest diese Angst angesichts der Lage in der
Ukraine ist unbegründet: Einen Krieg durch militärisches Eingreifen
der Nato zur Abwehr russischer Expansionspläne wird es nicht geben.
Weil die vertraglichen Voraussetzungen dafür ebenso fehlen wie der
politische Wille der Verbündeten. Groß und völlig berechtigt ist
dagegen die Sorge, dass die Beziehungen zwischen West und Ost - also
zwischen Amerika und Europa einerseits, Putins Russland andererseits
- zurückfallen in den Kalten Krieg, von dem wir doch hofften, ihn
dank Michail Gorbatschow und mit dem Fall der Mauer vor 25 Jahren
überwunden zu haben.
Mit der faktischen Machtübernahme auf der Krim, Teil des
souveränen Staates Ukraine, und damit ein völkerrechtswidriger Akt,
provoziert der Kremlchef die Ãœbergangsregierung in Kiew ebenso wie
die westlichen Regierungen von Berlin bis Washington. Doch es hilft
niemandem, das Säbelrasseln des einen mit Drohgebärden des anderen zu
beantworten. So schwer es auch fallen mag, in dieser
brandgefährlichen wie emotional aufgeladenen Stimmung den Dialog zu
suchen, eine Gesprächsebene für alle Beteiligten zu finden - es
bleibt der einzig richtige Weg.
Auf ihn bewegen sich die EU-Regierungschefs zu, wenn sie sich zu
einem Sondergipfel treffen. "Fact Finding Mission" oder
"internationale Kontaktgruppe", über die Bundeskanzlerin Angela
Merkel vorab sondierend mit Putin telefoniert hat, ohne auf schroffe
Ablehnung zu stoßen, sind erfolgversprechender als Sanktionen, wie
sie Washington präferiert. Zumal diese schnell zum Bumerang werden
können angesichts der noch vorhandenen Abhängigkeit vom russischem
Gas und Erdöl.
Der Dialog aller Beteiligten ist auch deshalb der einzige Weg zur
Deeskalation, weil keine Seite wirklich unschuldig ist an dem, was
sich in und um die Ukraine zugespitzt hat. So verständlich der
Aufstand gegen den mittlerweile flüchtigen Staatspräsidenten
Janukowitsch, so provozierend manche zumindest empfohlene
Drangsalierung des pro-russischen Bevölkerungsteils. Die EU wiederum
hat die Ukraine mit dem (gescheiterten) Assoziierungsabkommen vor die
Schicksalswahl zwischen Europa und Russland gestellt, ohne die zu
erwartenden Folgen zu bedenken. Von Russlands Versuch, die Ukraine
durch den Einsatz militärischer Macht zu spalten, ganz zu schweigen.
Der Kommentar im Internet: www.morgenpost.de/125396903
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