(ots) - Der Besuch von US-Außenminister Kerry in Kiew und
die Pressekonferenz des russischen Präsidenten Putin in Moskau werfen
ein Schlaglicht auf die finsterste Seite des Ukraine-Dramas. Längst
geht es nicht mehr darum, was die Menschen in Europas zweitgrößtem
Flächenstaat wollen, sich wünschen oder gar erträumen. Die Ukraine
ist zum Spielball eines globalen Kräftemessens geworden. Putin
schickt Soldaten und streicht Gaspreisrabatte. Der Westen entsendet
Chefdiplomaten wie Kerry und eine IWF-Delegation, die virtuelle
Geldkoffer im Gepäck hat. Nicht in der Obersten Rada, dem Parlament
in Kiew, wird entschieden. Verhandelt, geschachert und gedroht wird
in Genf (Steinmeier-Ban Ki Moon), Madrid (Lawrow-Ashton), Brüssel
(Nato-Rat) und natürlich in Moskau und Washington. Plötzlich sind
selbst jene im Westen aktiv, die sich jahrelang keinen Deut um die
Ukraine geschert haben, den Hinterhof Europas. Diese Art der
Fremdbestimmung haben die Menschen zwischen Lemberg und der Krim
genauso wenig verdient, wie sie die korrupten Regierungen verdient
hatten, unter denen sie nach dem Zerfall der Sowjetunion mehr als 20
Jahre gelitten haben. Es ist ein neues Joch, das Russland und der
Westen derzeit schmieden. Sie sind dabei, die Ukraine und ihre Bürger
in Fesseln zu schlagen, aus denen es kein Entrinnen gibt. Dabei wäre
die Lösung simpel. Alle fremden Militärs und Souffleure der Macht
müssten das Land verlassen. Unter UN-Aufsicht sollten Wahlen und
Referenden stattfinden - auch im Osten des Landes. Föderale
Strukturen, mehr Autonomie, sogar eine Unabhängigkeit der Krim wären
denkbar, aber eben auch eine europäische Zukunft der gesamten
Ukraine. Leider ist dieses Szenario zu schön, um realistisch zu sein.
Es ist müßig, sich über die Schuldfrage zu streiten. Mit dem Finger
auf Putin zu zeigen, hilft nicht weiter. In Wirklichkeit handeln
sowohl US-Präsident Obama als auch die Granden der EU und der
Kremlchef aus Schwäche. Die USA haben ihren Supermachtstatus
verloren. Sie sind ein rasch verglühender globaler Leitstern. Der
Brüsseler Hühnerhaufen aus 28 Staats- und Regierungschefs ist weit
davon entfernt, die Dauerkrise der EU überwinden zu können. Und
Russland ist ein Koloss auf tönernen Füßen, wie so oft in der
Geschichte des Riesenreiches. Bei Literaten wären dies die Zutaten
für eine Tragödie.
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