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Kommentar zu den Verhandlungen zum Flächentarifvertrag bei Tageszeitungen: Bestandsschutz für langjährige Redakteure, aber weniger Urlaubstage und Weihnachtsgeld für neue Redakteure

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(ots) - Kein Zeitungsverlag kann sich neben den
tiefgreifenden Veränderungen in der Branche einen weiteren Schauplatz
erlauben, in dem er selbst noch Kraft investieren soll. Eine Abkehr
vom Flächentarifvertrag würde für die Häuser unfassbar mehr Arbeit
bedeuten. Ohne Abstriche für die Journalisten wird es aber keine
Einigung geben.

Die vergangenen Jahrzehnte hat der Flächentarifvertrag stets dafür
gesorgt, dass Zeitungsverleger ihre Kraft in die Entwicklung des
Unternehmens investieren konnten. Sie mussten keine langfristigen
Verhandlungen mit ihrem eigenen Betriebsrat, mit ihrer eigenen
Belegschaft um Löhne führen.

Und der Flächentarifvertrag galt für ganz Deutschland, ohne
Ausnahme. Standards, die so niedrig waren, dass sie auch überall
erfüllt werden konnten.

Aus anderen Branchen ist hinlänglich bekannt, zu oft führen
betriebsinterne Vereinbarungen, Haustarife, die es auch in der
Tageszeitungsbranche immer öfter gibt, zu einem vergifteten
Arbeitsklima.

Das ist kein Arbeitsumfeld, in dem kreativ der Wandel gemeistert
werden kann.

Verleger müssen Verantwortung übernehmen

Einen Fehler begehen Zeitungsverleger, die außer Drohgebärden
keine Antwort auf die Frage liefern, ob sie sich den Druck der
Vertragsverhandlung wirklich ins eigene Haus holen möchten.

Die Zeitungsverleger von heute haben ihre Entscheidung delegiert
an erfahrene Branchenkenner mit viel Wissen, aber ohne Hausmacht.

Wie wollen sie Verhandlungen um einen Haustarif führen, wenn sie
schon keine Zeit haben, selbst am Tisch für den Flächentarifvertrag
Platz zu nehmen?

Tiefgreifender Veränderungsprozess

Schon lange ist bekannt, dass die Zeitungsbranche sich in einem
tiefgreifenden Veränderungsprozess befindet.

Ausgerechnet die Mitarbeiter, die seit Jahrzehnten das eigene




Blatt prägen, zu demotivieren, sie schlechter stellen zu wollen, ist
weder ein guter noch ein kluger Zug.

Kein Unternehmen funktioniert, in dem Mitarbeitern vermittelt
wird, dass sie Ballast sind, ein Kostenfaktor wie Kugelschreiber oder
Druckerpapier.

Dass die Zeiten, in denen Gewerkschafter mit Druck Forderungen
umsetzen konnten, die in den eigenen Reihen für Applaus und bei den
Arbeitgebern für mehr als Schluckbeschwerden führten, vorbei sind,
wissen aber selbst eingefleischte Betriebsräte.

Ohne Tabu verhandeln

Wenn sich an diesem Samstag beide Seiten in Hamburg an einen Tisch
setzen, muss ernsthaft und ohne Tabu verhandelt werden.

Auf weniger Urlaubstage und ein geringeres Weihnachtsgeld werden
sich Neueinsteiger in der Zeitungsbranche einstellen müssen, 30 Tage
Urlaub für den Nachwuchs, eine Absenkung bei Urlaubs- und
Weihnachtsgeld von 25 Prozent sind mehr als bittere Pillen, an denen
aber wohl kein Weg vorbeiführt.

Zudem muss es eine Veränderung bei der Presseversorgung geben, wie
es die Gewerkschaften bereits mit dem Verband Deutscher
Zeitschriftenverleger vereinbart haben, die alleine bei den Verlagen
auf der steuerlichen Seite um eine Einsparung von zwei Prozent führt.

Für die 14.000 Tageszeitungsredakteure kann es aktuell auch nicht
um mehr Geld gehen, auf die Anhebung in Höhe der Inflationsrate
müssen sich die Arbeitgeber aber einlassen.

Bestandsschutz

Für die jetzt schon aktiven Zeitungsredakteure muss beim
Flächentarifvertrag ein Bestandsschutz gelten, dafür müssen sie aber
auf eine spürbare Einkommensverbesserung verzichten.

Es liegt an den Zeitungsverlegern, ob sie den Wandel in der
Branche im Team mit ihrer Belegschaft schaffen möchten. Ob sie es
ernst meinen, wenn sie davon sprechen, wie sehr sie die eigenen
Mitarbeiter schätzen.

DJV und DJU muss klar werden, dass sie eine Verantwortung auch für
die Arbeitsplätze ihrer Mitglieder tragen.

Nur gemeinsam hat diese Branche eine Zukunft.

Bülend Ürük, Chefredakteur Newsroom.de



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Datum: 07.03.2014 - 12:28 Uhr
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