(ots) - 19. März 2014 - Gut ein Jahr nach seinem Antritt
als Chef des angeschlagenen Autobauers Opel hat Karl-Thomas Neumann
zugegeben, wie skeptisch er im Sommer 2012 zunächst auf das
Job-Angebot aus Rüsselsheim reagierte. "Meiner erster Gedanke war:
Das kann keine Perspektive für mich sein", sagte Neumann dem
Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 4/2014, EVT 20. März). Als
langjähriger Manager bei Volkswagen und beim Automobilzulieferer
Continental habe er gar nicht mehr gewusst, wie es bei Opel zugeht
und welche Autos die deutsche Tochter von General Motors baut. "Ganz
ehrlich, ich hatte Opel nicht mehr auf dem Radar", sagte er. Zugleich
seien sowohl in Rüsselsheim als bei GM in Detroit "viele Fehler"
gemacht worden. Erst mehrere Treffen mit GM-Managern in Frankfurt und
Detroit hätten ihn schließlich vom Gegenteil überzeugt.
Das ehrliche Eingeständnis ist ungewöhnlich für Vorstandschefs.
Normalerweise halten sich Manager mit Kritik und Skepsis am
Arbeitgeber und den eigenen Vorgängern sehr zurück. Neumanns
Offenheit passt aber zur aktuellen Werbekampagne des Konzerns, die
das schlechte Image von Opel offensiv anspricht.
Frühere Wegbegleiter und Vorstandskollegen lobten Neumanns
bisherige Arbeit in Rüsselsheim. "Neumann hat die Gabe, einen seit
Jahren regungslosen Konzern wieder aufzuwecken und anzufeuern", sagte
der frühere IG Metall-Boss Berthold Huber gegenüber 'Capital'. Im
Herbst 2012 sorgte Huber persönlich dafür, dass VW Neumann vorzeitig
aus seinem Vertrag entließ, um den Chefposten bei Opel übernehmen zu
können. Zwar habe er noch gewaltige Aufgaben vor sich, sagte Huber
über Neumann. "Aber wenn er bei Opel die Wende schafft, dann stünden
ihm viele Türen offen, hier zu Lande und international. Ich kann der
deutschen Industrie nur raten, so jemanden wie Neumann dann nicht
ziehen zu lassen", sagte Huber.
Indirekt übte er damit auch Kritik an Neumanns früherem Chef,
VW-Boss Martin Winterkorn, der Neumann im Sommer 2012 als Chef in
China entmachtet hatte. Es ist unklar, wer einmal auf den bereits
bald 67jährigen Konzernpatriarchen folgen soll.
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Timo Pache, Redaktion 'Capital',
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