(ots) - Unterlagen der Commerzbank zeigen Kontrollprobleme
bei interner Verrechnung / Finanzpolitiker fordert Offenlegung von
Sonder-Revisionsbericht
Berlin, 23. April 2014 - Ein bislang unbekannter Konflikt in der
Commerzbank um die Kontrolle und Verbuchung milliardenschwerer
Geschäfte ruft die Politik auf den Plan. "Ein mit Steuergeld
gerettetes Institut muss darauf achten, dass seine internen
Kontrollmechanismen in der Öffentlichkeit über jeden Zweifel erhaben
sind", sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag,
Gerhard Schick, dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 5/2014, EVT
24. April). Konkret geht es um ein internes Verrechnungskonto der
Commerzbank, über das das Institut Geschäfte seiner Investmentsparte
abwickelt und das Mitarbeiter eines Kontrollteams der Bank über
Monate beunruhigte.
Laut zahlreicher Unterlagen, E-Mails und Kontoauszüge, die
'Capital' vorliegen, monierten für die Überwachung interner Konten
zuständige Mitarbeiter der Bank ab Sommer 2011 über Monate hinweg die
Vorgänge auf dem Konto und befürchteten ein "erhebliches
Risikopotenzial". Zeitweilig betrug das Minus auf dem Konto mehr als
70 Milliarden Euro, ohne dass für die Kontrolleure entsprechende
Gegenwerte ersichtlich waren. Von ihren Vorgesetzten erhielten die
Mitarbeiter auf Nachfrage jedoch keine befriedigenden Erklärungen.
Der Streit eskalierte und erreichte im Herbst 2012 den Vorstand der
Bank, der daraufhin eine Sonderprüfung des Kontos veranlasste.
Nach Angaben der Bank, die den Konflikt bestätigt, laufen über das
Konto Geschäfte mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten der
Investmentsparte, wo auch die Gegenwerte zu dem gewaltigen Minus
verbucht würden. Diese seien jedoch für die Mitarbeiter nicht
sichtbar gewesen. Die Abwicklung, Verrechnung und Bilanzierung seien
von den Wirtschaftsprüfern der Bank stets abgenommen worden.
Gleichwohl weigert sich die Bank, die Sonderprüfungsberichte der
Internen Revision und der Wirtschaftsprüfer vorzulegen.
"Besonders transparent wirkt das von außen betrachtet nicht",
sagte Schick gegenüber 'Capital'. "Der politische Wille war es ja
gerade, diese starke Verzahnung des Investmentbanking mit dem
Einlagengeschäft von Banken aufzulösen", so Schick. Bemerkenswert sei
in jedem Fall, dass in der Bank offenbar keiner den Mitarbeitern die
relevanten Informationen zu dem Konto gab. "Um alle Zweifel
auszuräumen, sollte die Bank den Sonderrevisionsbericht vorlegen",
sagt der Politiker. Auch solle die Finanzaufsicht eine Bewertung für
das gesamte Konstrukt im Kontrollgremium des Bundestags abgeben,
fordert er.
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008/2009 hatte der Bund
Deutschlands zweitgrößtes Geldinstitut mit über 18 Mrd. Euro
gestützt. Noch immer gehören annähernd 17 Prozent der Aktien dem
deutschen Steuerzahler.
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