PresseKat - Bundesweite Evaluation zeigt: Sozialer Brennpunkt bedeutet nicht automatisch schlechte Schule

Bundesweite Evaluation zeigt: Sozialer Brennpunkt bedeutet nicht automatisch schlechte Schule

ID: 1062277

(ots) -

- Evaluation gibt Aufschluss darüber, wie erfolgreiche Schulen
arbeiten
- Qualitätsentwicklung ist Schlüssel für Lern- und Lebensort
Schule

"Wer in einem schwierigen Viertel wohnt, besucht auch eine
schlechte Schule" - dieses Vorurteil kann durch die Ergebnisse einer
Evaluation, die in großem Umfang die Schulentwicklungskonzepte von
Schulen aus ganz Deutschland ausgewertet hat, entkräftet werden. Ein
zentrales Ergebnis: Schulen sind gerade unter schwierigen Bedingungen
erfolgreich.

Woran lässt sich der Erfolg einer Schule messen? Letztlich kann
nur die Befähigung ihrer Schülerinnen und Schüler für ein
selbstbestimmtes Leben ausschlaggebend sein. Als Kriterien für eine
erfolgreiche Schule nennen die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler um Professor Isabell van Ackeren an den Universitäten
Duisburg-Essen und Mainz folgende: Sie bereitet ihre Schülerinnen und
Schüler angemessen auf das Leben vor, baut ihre persönlichen,
sozialen und fachlichen Kompetenzen aus und bietet ihnen nicht nur
Abschluss-, sondern auch Anschlussmöglichkeiten. Diese Aspekte sind
auch beim Wettbewerb "Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die
zur Ausbildungsreife führen" der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung
entscheidend. Aus rund 700 Wettbwerbsteilnehmern rekrutieren sich die
Schulen, die die Datengrundlage für die Erhebung bilden. Gerade die
im Wettbewerb erfolgreichen Schulen senden ein deutliches Signal:
Schwierige Rahmenbedingungen sind kein Qualitätsmakel: Knapp 40% der
im Wettbewerb für ihre hervorragenden Konzepte ausgezeichneten
Schulen ordnen sich "voll und ganz" einem sozialen Brennpunkt zu.
Etwa ein Drittel der Siegerschulen liegt in einer Stadt oder einem
Kreis, in dem die Arbeitslosenquote der 15- bis 25-Jährigen bei über
10% liegt.

Macht Not erfinderisch und erfolgreich?





Schulen, die unter schwierigen Bedingungen agieren, müssen diese
durch ein besonders engagiertes Kollegium wettmachen - und tun dies
vielfach auch gekonnt. Die Basis hierfür bilden strukturierte
Konzepte zur Qualitätsentwicklung. Dazu zählen interne und externe
Evaluationsverfahren genauso wie Fortbildungen, Feedbackstrukturen
und Steuergruppen zur Koordination der
Qualitätsentwicklungsmaßnahmen.

Dr. Antje Becker, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen
Hertie-Stiftung: "Die Evaluation zeigt deutlich: Erfolgreiche Schulen
machen mehr als nur Unterricht. Sie verstehen sich vielmehr als
Lern-uund Lebensorte, die sich ihren jeweiligen Rahmenbedingungen
kreativ anpassen. Auffällig ist, dass sie bewusst auf innovative
Konzepte zur Weiterentwicklung von Schule und Unterricht setzen -
etwa durch gegenseitige Hospitationen und Teamteaching."

Konkrete Maßnahmen am Lern- und Lebensort Schule

Die im Wettbewerb erfolgreichen Schulen setzen mehrheitlich auf
ein Bündel verschiedener Maßnahmen. Fast alle untersuchten Schulen
fördern ihre Schülerinnen und Schüler individuell: Zwei Drittel der
Schulen berichten beispielsweise, im Unterricht verstärkt
individualisierte Lernformen und Binnendifferenzierung einzusetzen.
So können sie der Herausforderung "Inklusion" und der Heterogenität
ihrer Schülerinnen und Schüler gerecht werden. Hinzu kommen Maßnahmen
zur Netzwerkbildung. Diese umfassen nicht nur ein ausdifferenziertes
und verlässliches Netzwerk unterschiedlicher regionaler Partner, wie
Unternehmen, Jugend-, Sozial- und Gesundheitsämter sowie
Berufsschulen und Hochschulen, sondern auch die verstärkte Einbindung
der Eltern. Gerade die im Wettbewerb erfolgreichen Schulen betreiben
überdurchschnittlich häufig Angebote zur Elternbildung. Zudem ist die
Kooperation mit außerschulischen Partnern ein wesentlicher Teil der
gelingenden Berufsorientierung, die gute Schulen ebenfalls
charakterisiert. Die Schulen gestalten den Ãœbergang von der Schule
ins Erwerbsleben als mehrjährigen, kontinuierlichen,
fächerübergreifenden und stufenförmigen Prozess.

Jürgen Walther, Schulleiter an der Mittelschule an der
Wiesentfelser Straße, München, die 2013 den 1. Platz bei "Starke
Schule" errang, erläutert: "Unser Ziel ist: Für alle Schüler und
Schülerinnen einen Abschluss! Die Hälfte unserer Schüler haben
zunächst schlechte Deutschkenntnisse und viele beherrschen eingangs
die Grundrechenarten nur rudimentär. Wir setzen auf ein ausgefeiltes
Unterrichtskonzept, die aktive Einbindung aller in das Schulleben
sowie intensive Elternarbeit und ein dichtes Netzwerk von externen
Partnern. Und der Erfolg gibt uns Recht: 100% der Schüler machen
ihren Hauptschulabschluss, 52,5% von ihnen nehmen eine Lehre auf und
22,5% gehen zu einer weiterführenden Schule."

Als eine der größten weltanschaulich unabhängigen und
unternehmerisch ungebundenen Stiftungen in Deutschland verfügt die
Hertie-Stiftung über ein Anlagevolumen von mehr als 959 Millionen
Euro (per 31.12.2013), dessen Erträge dem Allgemeinwohl gewidmet
sind. Dem Willen ihres Stifters Georg Karg folgend, orientiert sich
die Hertie-Stiftung an den Lebenssituationen der Menschen und den
Herausforderungen der zukünftigen Gesellschaft in den Arbeitsgebieten
Vorschule und Schule, Hochschule, Neurowissenschaften und der
Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

"Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur
Ausbildungsreife führen" wurde 1999, damals unter dem Namen
"Hauptschulpreis", von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Leben
gerufen. Im Rahmen des mittlerweile größten Schulwettbewerbs
Deutschlands werden alle zwei Jahre allgemein bildende Schulen
ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise für ihre Schüler
einsetzen und diese ausbildungsreif machen. Die Siegerschulen, die
unter Berücksichtigung von empirisch fundierten Merkmalen "guter"
Schulen bestimmt werden, profitieren durch ein länderübergreifendes
Netzwerk mit umfangreichen Fortbildungsangeboten. Für "Starke Schule"
sind die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, die Bundesagentur für Arbeit,
die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und die
Deutsche Bank Stiftung aktiv und engagieren sich gemeinsam mit den
Kultusministerien. Das Programm wird seit 2008 von den Universitäten
Duisburg-Essen (Arbeitsgruppe Bildungsforschung) und Mainz (Zentrum
für Qualitätssicherung und -entwicklung wissenschaftlich begleitet.



Pressekontakt:

Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Kommunikation
Carmen Jacobi
Tel.: 069/660 756-155
JacobiC(at)ghst.de
www.ghst.de


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Datum: 21.05.2014 - 11:39 Uhr
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