(ots) - Sie sind gut ausgebildet, schreiben vorzugsweise
über Kultur oder Technik und Internet und haben den Anspruch,
komplexe Themen verständlich aufzubereiten. In einer aktuellen Studie
im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV) beleuchtet
Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Michael Schenk von der
Universität Hohenheim Arbeit und Selbstverständnis von
Themenbloggern. Die Frage, ob Blogger Journalisten sind, wird derzeit
kontrovers diskutiert. Die Studienteilnehmer würden sie mehrheitlich
bejahen.
Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht sind Themenblogger
besonders interessant: Ähnlich wie Fachjournalisten sind sie oft auf
bestimmte Themenfelder fokussiert, auf denen sie ihre Leser
informieren. Deshalb wurden sie in der Hohenheimer Studie, bei der
sie einen Anteil von mehr als 90 Prozent ausmachten, genauer
betrachtet.
"Themenblogger sind überwiegend männlich und im Durchschnitt 38
Jahre alt", charakterisiert Prof. Dr. Michael Schenk den typischen
Themenblogger. "Ihre formale Bildung ist ausgesprochen hoch. Ãœber 50
Prozent haben einen Hochschulabschluss. Journalistisch hat die
Mehrheit zuvor noch nie gearbeitet. 8 Prozent verfügen über eine
journalistische Ausbildung."
Insgesamt waren rund 2500 Blogger eingeladen, sich online an der
Befragung zu beteiligen. Die Antworten von über 500 Teilnehmern
konnten ausgewertet werden.
Wie arbeiten Themenblogger?
Durchschnittlich betreiben die befragten Themenblogger 3 Blogs, in
die sie im Mittel 9 Stunden Zeit pro Woche investieren. Themen, die
von den meisten Themenblogs bedient werden, sind dabei die Bereiche
"Kultur und Medien" sowie "Technik, Computer und Internet". Dabei
widmen Themenblogger die meiste Zeit dem Erstellen von Inhalten (46
Prozent), aber auch Recherchetätigkeiten machen einen großen Anteil
aus (28 Prozent). Vermarktung und technische Betreuung sind hingegen
eher Nebentätigkeiten (12 und 11 Prozent).
Recherchiert wird von Bloggern überwiegend im Internet,
insbesondere in anderen Blogs. "Aber auch persönliche Gespräche, die
online oder offline geführt werden, haben in der Recherchearbeit der
Themenblogger eine hohe Bedeutung", erläutert Professor Schenk.
Klassische massenmediale Informationsquellen wie Tageszeitung,
Fernsehen oder Radio spielen hingegen nur mit ihren Online-Auftritten
eine größere Rolle.
Durchschnittlich hat ein Blog 1000 Leser, wobei die Zahl der Leser
in der Studie zwischen minimal 5 und maximal 2 Millionen stark
variiert. Fast alle Themenblogger (98 Prozent) machen auf ihr Blog
aufmerksam. Die meistgenutzten Verbreitungskanäle sind soziale
Netzwerkplattformen - 3 von 4 Bloggern nutzen unter anderem Twitter -
sowie Blogverzeichnisse. Fast drei Viertel der befragten
Themenblogger erzielen Einnahmen durch ihre Bloggertätigkeit. Die am
häufigsten genannten Einnahmequellen sind Werbung und Affiliate
Marketing.
Selbstverständnis: Trends aufzeigen und informieren statt
kritisieren
Die Hauptmotive von Themenbloggern, ihr Blog zu betreiben, sind
es, komplexe Sachverhalte zu erklären und zu vermitteln und ihr
Publikum präzise und neutral zu informieren. Ebenfalls wichtig ist es
ihnen, neue Trends aufzuzeigen und als Ratgeber zu agieren. Weniger
interessiert sind Themenblogger daran, die Gesellschaft oder
politische Akteure zu kontrollieren oder zu kritisieren. Das
unterscheidet sie von klassischen Journalisten. Wohl aber begreifen
sie sich als Initiatoren, die Diskussionen auf den Weg bringen.
Bei ihrer Arbeit stellen Themenblogger hohe Anforderungen an die
eigenen Standards. Dabei hat die journalistische Qualität, die auf
Merkmalen wie Objektivität, Relevanz, Richtigkeit und Aktualität
beruht, einen noch höheren Stellenwert als die Beziehung zu den
eigenen Lesern.
"Themenblogger verstehen ihre Angebote als eine neue, andere Art
von Journalismus", fasst Prof. Schenk die Befragung zusammen.
"Überwiegend halten sie den klassischen Journalismus und Blogs für
zwei journalistische Tätigkeitsfelder, die sich wechselseitig
inspirieren und einander nutzen - wobei die Ergebnisse auch ein
gewisses Spannungsverhältnis deutlich machen, welches sich vor allem
darin ausdrückt, dass sich Blogger vom Journalismus durchaus
kritisiert fühlen." Die integrative Perspektive, in der Themenblogs
als Bestandteil der öffentlichen Diskussion und des
(Fach-)Journalismus verstanden werden, erweist sich bereits heute als
tragreich und wird zukünftig noch an Bedeutung gewinnen, so das Fazit
der Studie.
Der Ergebnisbericht zur Studie steht kostenfrei als PDF zur
Verfügung: http://bit.ly/Rs3vyA
Pressekontakt:
Prof. Dr. Michael Schenk
Universität Hohenheim
Forschungsstelle für Medienwirtschaft und Kommunikationsforschung
70593 Stuttgart
Telefon: 0711 459-22817
E-Mail: schenk(at)uni-hohenheim.de
Internet: www.uni-hohenheim.de
Ãœber den Deutschen Fachjournalisten-Verband (DFJV):
Der DFJV ist ein Berufsverband und Dienstleister für Journalisten,
die sich auf ein Fach, Ressort oder Themengebiet spezialisiert haben.
Er bietet seinen mehr als 11.500 Mitgliedern u.a. Leistungen wie eine
individuelle und kostenlose Beratung in Rechts-, Steuer-, KSK-,
Arbeitszeugnis-, Fach- und Existenzgründungsfragen, auf die
Profession abgestimmte Weiterbildungsangebote, ein
fachjournalistisches Onlinemagazin (www.fachjournalist.de),
Leitfäden, Studien und Fachbücher zu wichtigen journalistischen
Themenfeldern, Veranstaltungen sowie die Ausstellung des
Presseausweises an. Der DFJV ist der erste Journalistenverband,
dessen Qualitätsmanagementsystem vom TÜV Rheinland nach den Normen
DIN EN ISO 9001:2008 und DGVM ZERT zertifiziert wurde.
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