(ots) - Die Geschichte der Ukraine-Krise ist auch eine
Geschichte vorschneller Zufriedenheit. Immer wieder haben sich jene
zu früh gefreut, die auf ein Einlenken des Kremls und der
prorussischen Kräfte gehofft hatten. Putin beherrscht die offene Lüge
als Mittel der Politik zu gut, um ihm vertrauen zu können. Man
erinnere sich: Wochenlang stritt Putin ab, russische Soldaten auf die
Krim geschickt zu haben. Nach der Annexion der Halbinsel gab er den
Einsatz zu und zeichnete die "Frontkämpfer" mit Orden aus. Es ist
deshalb allergrößte Vorsicht geboten, wenn Putin in diesen Tagen in
der Ukraine-Krise Kompromissbereitschaft signalisiert. Immerhin gibt
es einige vollendete Tatsachen. Der Kremlchef schickte seinen
Botschafter zur Vereidigung von Petro Poroschenko nach Kiew und
erkannte den prowestlichen Präsidenten damit faktisch an. Putin will
auch die russischen Grenzen besser kontrollieren lassen und so den
Zustrom prorussischer Kämpfer in die Ukraine bremsen. Im Gegenzug
soll Poroschenko die "Anti-Terror-Operation" im Osten stoppen. Der
neue Präsident in Kiew ist dazu bereit. Was aber, wenn sich die
Milizen in Donezk und Lugansk nicht um die Waffenruhe scheren?
Schnell könnten sich erneut alle Friedenswilligen zu früh gefreut
haben. Diese Gefahr ist umso größer, als nicht mehr klar ist, wie
weit Putins Einfluss auf die Separatisten noch reicht. Kriegsgierige
Söldner sind schlechter zu steuern als jene verkappten Soldaten, die
der Kreml im März auf die Krim schickte. Worte sind keine Taten.
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