(ots) - Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat dazu aufgerufen,
das Ergebnis der Europawahlen ernst zu nehmen und der
offensichtlichen Entfremdung eines Teils der Bürgerinnen und Bürger
von der Europäischen Union zu begegnen. "Nicht durch
undifferenziertes Europapathos oder eine Strategie der Pauschalierung
und Ausgrenzung als Europagegner. Nein, durch Ansprache und
Auseinandersetzung mit den realen Ängsten und Befürchtungen der
Menschen", betonte Schneider am Dienstag, dem 10 Juni, in Brüssel.
Anlässlich des Treffens europäischer Religionsführer sagte der
Vorsitzende des Rates der EKD: "Auch die Kirchen und
Religionsgemeinschaften stehen in der Verantwortung, Europa als
Heimat, als geistliches Zuhause erlebbar zu machen. Außerdem haben
sie dank der grenzüberschreitenden und völkerverbindenden Kraft des
Glaubens die Chance, Menschen zu einem gemeinsamen europäischen Weg
zu ermutigen." Auf Einladung von EU-Kommissionspräsident José Manuel
Barroso kamen heute zum 10. Mal europäische geistliche Würdenträger
und hochrangige Vertreter der Europäischen Union in Brüssel zusammen.
Thema des Treffens war die Zukunft der Europäischen Union und der
Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschaften. Neben Präsident
Barroso waren u. a. der Präsident des Europäischen Rates, Herman Van
Rompuy, und der Vize-Präsident des Europäischen Parlamentes, László
Surján, bei dem Austausch zugegen. Hinsichtlich der Debatte um ein
neues Narrativ für Europa entgegnete der Ratsvorsitzende: "Ich frage,
ob denn das "alte" Leitmotiv einer EU als Friedensprojekt, als Garant
für Wohlfahrt und Gerechtigkeit wirklich ausgedient hat? Oder muss es
nicht einfach nur mit neuem Leben gefüllt werden? Führt uns nicht die
aktuelle Krise in der Ukraine wieder neu vor Augen, welch zeitlose
Relevanz der Friedenscharakter des europäischen Projekts hat?"
Vorrangig stehe die Politik in der Verantwortung, die Menschen zu
überzeugen. "Daneben dürfen aber auch wir alle nicht nachlassen, die
Bürgerinnen und Bürgern zu ermutigen, sich -durchaus auch kritisch -
mit der EU auseinanderzusetzen und Europa zu ihrer Sache zu machen."
Im Vorfeld der Europawahlen habe es dazu auch in zahlreichen
Kirchengemeinden und Landeskirchen in Deutschland eine Vielzahl von
Veranstaltungen und Wahlaufrufe gegeben. "Solches Engagement macht
Mut für die Zukunft Europas." Aktuell böten sich eine Reihe von
Anlässen, die Demokratie auf EU-Ebene zu stärken und die
Wertegemeinschaft wieder mit Leben zu füllen, so Schneider. So müsse
bei der Bestimmung des Präsidenten der Europäischen Kommission der
Wählerwille respektiert werden. Die EU müsse aber zum Beispiel auch
bei der Energie- und Umweltpolitik ihren Ehrgeiz beibehalten und
mutig vorangehen. Ebenso sollten die Anstrengungen zur Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit in Europa fortgeführt und verstärkt werden.
Erstmals wurde bei dem Treffen auch eine gemeinsame Erklärung von den
EU-Spitzenpolitikern und den Religionsführer zum weltweiten Schutz
der Religionsfreiheit und zur unverzüglichen Freilassung der
sudanesischen Christin, Mariam Jahia Ibrahim Ishak, verabschiedet.
Sie wurde im Sudan wegen der Abkehr vom Islam zum Tode und wegen
ihrer Ehe mit einem Christen zu 100 Peitschenhieben verurteilt und
ist weiterhin in Haft.
Hannover/Brüssel, 10. Juni 2014
Pressestelle der EKD
Sven Waske
Hinweis: Die gemeinsame Erklärung finden Sie im Wortlaut
(Englisch) unter:
http://europa.eu/rapid/press-release_STATEMENT-14-186_en.htm
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