(ots) - Der Irak versinkt tiefer denn je im Chaos. Der
Vorstoß der Isis-Kämpfer in das Herz des Landes offenbart die
weitgehende Machtlosigkeit der Zentralregierung. Dem schiitischen
Premier Maliki gelang es nie, das fatale Machtvakuum nach dem Abzug
der Amerikaner 2011 zu füllen und einen überkonfessionellen Staat zu
schaffen, in dem Schiiten, sunnitische Araber, Kurden und Christen
ein gemeinsames Zuhause finden können. Aber schon nachdem 2003
Millionen Beamte des alten Machtapparats von Saddam Hussein zu Parias
der Gesellschaft erklärt wurden, verwandelte sich das Land von einem
streng überwachten Sicherheitsstaat in eine administrative Wüste, wo
sich blutige konfessionelle Spannungen entluden. Allein den Kurden
gelang es, sich als starke politisch-militärische Kraft im Norden zu
etablieren. Dass mit der Isis gerade jetzt ein neuer,
hochgefährlicher "Mitspieler" auf das strategische Schachbrett des
Iraks zurückkehrt, ist kein Zufall. Offensichtlich gefüttert mit
Geldern aus konservativen Golfmonarchien wie Saudi-Arabien und Katar,
im syrischen Bürgerkrieg durch Assads Truppen bedrängt und von der
einst dschihadistischen Bruderfront "Al-Nusra" verstoßen, scheinen
sich die Isis-Terroristen jetzt voll auf den Irak zu konzentrieren.
Auch wenn ihnen ein dauerhafter Erfolg kaum zugetraut werden kann,
ist die Gefahr eines Bürgerkrieges enorm. Nämlich dann, wenn
kurdische Peschmerga-Kämpfer als "Schutzmacht" im Kampf um die von
den Kurden beanspruchten Öl-Metropolen Mossul und Kirkuk eingreifen
sollten. Das wiederum könnte die Schiiten zur Abspaltung des Südens
ermuntern und die Sunniten in einen Verzweiflungskampf treiben. Der
Irak wäre balkanisiert - und eine reife Frucht für fremde Mächte.
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