(ots) - Rund 80 Experten für Flora und Fauna erforschten
gestern Tiere und Pflanzen auf dem 2002 stillgelegten
Truppenübungsplatz. Sie dokumentierten dabei eine unglaubliche
Naturvielfalt - rund 1.500 verschiedene Arten sammelten und
bestimmten die Forscher. Und das binnen genau 24 Stunden in einem
Untersuchungsgebiet von nicht einmal drei Quadratkilometern. Jens
Schröder, stellvertretender Chefredakteur von GEO: "Dies ist ein
starkes Indiz dafür, dass solche ehemaligen Bundeswehrgelände
unbedingt schutzwürdig sind. Unsere Ergebnisse beweisen, dass sie als
Rückzugsflächen für andernorts stark bedrohte oder gar ausgestorbene
Lebewesen dienen können."
WANZ GROSSE ENTDECKUNGEN!
Ein ganz besonderer Coup gelang in diesem Jahr dem Wanzenforscher
Markus Bräu aus München: Mit seinem Fund eines Exemplars der
Silberperlen-Wanze (Jalla dumosa) ist ihm auf dem Truppenübungsplatz
der Nachweis eines Tieres gelungen, das in Bayern seit Jahrzehnten
als verschwunden galt. Auch Bräus Kollege Ringo Dietze aus Sachsen
kam mit guten Nachrichten aus dem Gelände zurück. Die kürzlich hier
nachgewiesene Essigrosen-Dickfühlerweichwanze, die in ganz
Deutschland kein anderes bekanntes Habitat hat, konnte er nicht nur
bestätigen - er konnte durch etliche Funde sogar belegen, dass das
äußerst rare Tier in Ebern eine sehr gesunde Population aufgebaut
hat.
Auch die früh morgens ausgezogenen Vogelkundler fanden in der
reich strukturierten Landschaft des alten Ãœbungsplatzes weit mehr als
nur "die üblichen Verdächtigen": Markus Brunnhöfer vom Landesbund für
Vogelschutz konnte wieder Heidelerchen und etliche Brutpaare des
Pirols nachweisen. Das Gebiet ist außerdem bekannt dafür, dass
Wiedehopfe es neuerdings als Durchzugsquartier nutzen - es ist somit
ein "Trittstein" für die Rückkehr des charismatischen Vogels in diese
Region.
Erfolgreich waren auch die Käferexperten - die mit rund 150
gefundenen Arten ein weiteres Zeichen für die Qualität des
Untersuchungsgebiets setzten. Und um so erfreulicher, dass auch hier
Exemplare von stark gefährdeten Spezies dabei waren. Der Traurige
Sammetläufer etwa, ein Laufkäfer, der eine Luftblase um seinen
Körper aufbauen kann, um darin vom Land ins Wasser zu laufen, wurde
seit 35 Jahren in Bayern nicht mehr gefunden - bis Michael Fritze ihn
jetzt auf dem Truppenübungsplatz in Ebern wieder entdeckte ist. Ein
weiterer Käferfund bewegte die angereisten Experten ebenso: Der
Kirschbaum-Prachtkäfer, eine stark gefährdete Art mit Eintrag auf der
Roten Liste, ist offenbar in Ebern zu Hause.
Aufbauend auf den Erkenntnissen dieses Aktionstages werden sich
nun die GEO-Reporter weitergehenden Fragen widmen: "Wie kommen
Wissenschaftler der Bedeutung von Vielfalt auf die Spur? Welchen
Unterschied macht es genau, wenn ein Ökosystem mehr oder weniger
Diversität enthält? Und durch welche Maßnahmen lässt sich der
Rückgang der Vielfalt bremsen, und die Diversität in einzelnen
Gebieten sogar wieder erhöhen? Die Ergebnisse dieser großen
Recherche, zu der viele Wissenschaftler ihre Ergebnisse beitragen,
werden in der September-Ausgabe von GEO zu lesen sein.
Der GEO-Tag der Artenvielfalt wird seit 2014 von der KfW Stiftung
gefördert.
Pressebilder vom GEO-Tag der Artenvielfalt im FFH-Gebiet
"ehemaliger Standortübungsplatz Ebern" finden Sie zum Download unter
www.biodiv-ebern.de.
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