(ots) - Innerhalb weniger Tage sind Kliniken von Ärzte ohne
Grenzen im Irak und im Sudan durch Waffengewalt schwer beschädigt
worden. In der irakischen Stadt Tikrit verursachte am Freitag ein
Artillerieangriff auf die Stadt schwere Schäden am Krankenhaus der
Organisation und behindert die medizinische Versorgung von rund
40.000 Vertriebenen. In der sudanesischen Konfliktregion Südkordofan
zerstörte die sudanesische Luftwaffe am Montag eine eindeutig als
medizinische Einrichtung gekennzeichnete Klinik von Ärzte ohne
Grenzen teilweise. Erst gestern hatte die Organisation bei der
Jahrespressekonferenz in Berlin eine Häufung schwerer Übergriffe auf
medizinische Einrichtungen und Helfer beklagt.
Ärzte ohne Grenzen ruft alle Konfliktparteien im Irak auf,
medizinisches Personal und ärztliche Einrichtungen zu respektieren
und Zivilisten zu schonen. "Fast eine Million Menschen sind aus
Mossul und dem Gouvernement al-Anbar geflohen", sagt Fabio Forgione,
Landeskoordinator im Irak. "Sie sind in Schulen, Moscheen, Rohbauten
oder bei Verwandten untergekommen und brauchen dringend Wasser,
Nahrung und medizinische Notversorgung. Wenn selbst ärztliche
Einrichtungen unter Beschuss sind, ist es aber sehr schwierig,
medizinisch zu helfen."
Trotz der äußerst heiklen Sicherheitslage verteilten Teams von
Ärzte ohne Grenzen am Sonntag Hilfsgüter an 250 Familien in der Stadt
Bashiqa im Bezirk Mossul. In Bashiqa sowie in Tess-Kharab im Gebiet
zwischen Erbil und Mossul betreiben Teams der Organisation zudem
mobile Kliniken, um die Vertriebenen medizinisch zu versorgen. In den
kommenden Tagen wird Ärzte ohne Grenzen auch zwischen Dohuk und
Mossul mit mobilen Kliniken unterwegs sein, wo Tausende Zuflucht
gefunden haben. Die Organisation plant zudem die Eröffnung einer
Klinik in Kirkuk und wird die chirurgischen Teams in Tikrit und
Hawijah verstärken. Wenn die Sicherheitslage es erlaubt, wird Ärzte
ohne Grenzen weiterhin Hilfsgüter an besonders bedürftige Vertriebene
verteilen. In Tikrit hatten Teams der Organisation in den vergangenen
Monaten Hilfe geleistet. Im April wurden dort 3.000 Familien mit
Hilfsgütern wie Hygieneartikel und Decken versorgt.
Im Sudan haben Flugzeuge der sudanesischen Luftwaffe am Montag
Bomben auf das Dorf Farandalla abgeworfen, von denen zwei das
Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen getroffen und beträchtliche
Schäden verursacht haben. Im Dorf wurden fünf Menschen verletzt, im
Krankenhaus zudem ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen. Die
medizinischen Teams haben die Verletzten behandelt und drei Patienten
mit schwereren Verletzungen in ein anderes Krankenhaus verlegt. Die
Bomben haben die Notaufnahme, den Verbandsraum und die
Krankenhausapotheke zerstört. "Wir sind schockiert, dass ein
Krankenhaus bombardiert wird - umso mehr, da es eindeutig
gekennzeichnet war", sagt Landeskoordinator Brian Moller. "Wir hatten
die Behörden in Khartum außerdem über die Lage des Krankenhauses
informiert."
Seit 2012 hat Ärzte ohne Grenzen in Farandalla rund 65.000
Behandlungen durchgeführt und über 2.300 Patienten stationär
aufgenommen. Ärzte ohne Grenzen ist eine der wenigen medizinischen
Organisationen in Südkordofan. Die Organisation betreibt dort fünf
weitere Gesundheitszentren.
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