(ots) - Es waren starke Worte, die Papst Franziskus bei
seinem Besuch am Samstag in Kalabrien gefunden hat. Von der
"Exkommunikation der Mafiosi" hatte noch kein Oberhaupt der
Katholiken vor ihm zu sprechen gewagt. Als Johannes Paul II. vor 20
Jahren auf Sizilien die Bosse zur Bekehrung aufforderte, zündete die
Cosa Nostra nur Wochen später eine Bombe vor der Lateransbasilika in
Rom. Muss Franziskus nun um seine körperliche Unversehrtheit
fürchten, weil er behauptet, die Bosse hätten kein Recht mehr auf die
Sakramente? Wahrscheinlich nicht. Erstens wurden die Umstände der
Explosion an der Piazza San Giovanni nie ganz geklärt. Die Cosa
Nostra führte damals eine ganze Reihe von Attentaten gegen staatliche
Institutionen aus, ihr vornehmliches Ziel war nicht die Kirche.
Zweitens werden Mafiosi in Süditalien auch weiterhin zur Messe gehen
und die Kommunion empfangen. Der symbolische Ausschluss durch
Franziskus bedeutet noch nicht, dass auch jeder Pfarrer vor Ort seine
teilweise sehr gefestigte Bande mit den Bossen sprengt. Vor allem in
Süditalien, insbesondere im armen Kalabrien, ersetzt die Mafia den
schwachen, oft nicht existenten und im schlimmsten Fall auch noch
korrupten Staat. Das ist der eigentliche Kern des Problems. Da kann
Franziskus noch so scharf die Machenschaften des organisierten
Verbrechens anprangern und unangenehme spirituelle Konsequenzen
androhen. Die Mafia wird erst dann ihren Einfluss verlieren, wenn die
staatlichen Institutionen ihren Aufgaben nachkommen. Solange der
Staat nicht funktioniert, hat die Mafia weiterhin leichtes Spiel.
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