(ots) - Ex-Arbeitsminister: "Länger arbeiten als die Regel
muss möglich sein" / Arbeitslosenkasse soll Umschulungen für ältere
Arbeitnehmer finanzieren
Berlin, 22. Juli 2014 - Ex-Bundesarbeitsminister Franz Müntefering
(SPD) hat flexiblere Regelungen für den Übergang in den Ruhestand
gefordert. Beim Renteneintrittsalter dürfe es "oben keinen Deckel
draufgeben. Länger arbeiten als die Regel muss möglich sein", sagte
Müntefering in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'
(8/2014, EVT 24. Juli). Alle Arbeitnehmer, die länger als bis künftig
67 Jahre arbeiten wollten, müssten in einem Sonderstatus beschäftigt
sein können, etwa in Teilzeit oder projektbezogen, sagte der frühere
Arbeitsminister. Es dürfe aber kein "Billigmarkt für Ältere"
entstehen.
Mehr Flexibilität verlangte Müntefering auch von den
Sozialpartnern. "Gewerkschaften und Arbeitgeber hängen oft am
Senioritätsprinzip", sagte er. Dabei sei die Vorstellung "Quatsch",
dass man mit 65 die Spitze der Leistungsfähigkeit erreiche und daher
am meisten Gehalt verdienen müsse. "Es muss normal werden, dass die
letzten Berufsjahre nicht unbedingt die am besten bezahlten sind. Sie
müssen auch nicht mehr über so viele Stunden gehen", sagte der
Ex-Sozialminister gegenüber 'Capital'. Bis zum Anschlag zu arbeiten
und dann von heute auf morgen aufzuhören, sei "überhaupt nicht gesund
und auch nicht menschlich".
Damit Arbeitnehmer in physisch anstrengenden Berufen länger im
Berufsleben bleiben können, schlug Müntefering vor, ihnen zwischen 45
und 55 Jahren einen Jobwechsel zu ermöglichen. "Jeder Mensch kann
mehreres. Es erwartet ja auch keiner, dass der Lahm mit 65 noch
Kapitän der Nationalmannschaft ist", sagte der SPD-Politiker. Die
Umschulungen könnten mit Geld aus der Arbeitslosenversicherung
finanziert werden.
Müntefering sagte, er halte es für ein großes Problem, dass das
Renteneintrittsalter zu einer "Zäsur im individuellen Leben" geworden
sei. "Wir sind im Durchschnitt mit 65 Jahren nicht auf dem Altenteil
und gesundheitsbedingt im Stillstand. Die meisten haben dann noch
zehn oder 15 gute Jahre vor sich", sagte er. Die aktuellen
Rentenbeschlüsse der Großen Koalition nannte er "enttäuschend". "Alle
Zahlen liegen vor. Wir wissen alles über die demografische Welle, die
da auf uns zurollt und unsere Leistungsfähigkeit herausfordert",
sagte der frühere SPD-Chef.
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