(ots) - Ist es auch der Versuch, dem unablässig in Sachen
Krieg und Krisen durch die Welt reisenden Außenminister in die Parade
zu fahren? Wer die Politik kennt, wer insbesondere Angela Merkel
kennt, wird das als Motiv für ihre spontanen Reisepläne nach Kiew
nicht ausschließen können. Die Kanzlerin hat eine feine Sensorik für
zu stark werdende Konkurrenten. Egal, der Besuch am kommenden
Wochenende ist trotzdem ein wichtiges Zeichen zur rechten Zeit. Die
Ukrainer werden mit ihm große Hoffnungen verbinden, er wird
Staatsereignis sein. Der Maidan ist aufgeräumt, der Präsident und der
Bürgermeister der Hauptstadt sind demokratisch gewählt, die
Hinwendung zu Europa ist durchgesetzt. Für den größten Teil des
Landes ist damit die schwere politische Krise vorbei. Nun muss eine
Durchdringung der Gesellschaft mit den neuen Formen einer
zivilisierten gesellschaftlichen Auseinandersetzung folgen. Und der
Aufbau der Wirtschaft. Das alles gilt es anzuerkennen und zu
befördern, und - nach dem US-Präsidenten - kann das niemand in Kiew
mit mehr Ãœberzeugungskraft als die deutsche Kanzlerin. Aber im Osten
tobt im krassen Gegensatz dazu ein immer furchtbarer werdender Krieg
mit den eigenen Bürgern und verdeckt mit dem großen Nachbarn
Russland. Irgendwann wird diese schlimme Zeit hoffentlich vorbei
sein, und dann müssen sich Russen und Ukrainer wieder in die Augen
schauen können. Möglichst in einem dann immer noch vereinten Land.
Auch ein Aufruf zur Mäßigung und Aussöhnungsbereitschaft muss deshalb
Merkels Botschaft in Kiew sein.
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