(ots) - Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater
Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa), sieht die Äußerungen Gabriels,
der Fachkräftemangel in der Altenpflege könne nur mithilfe von
Drittstaaten außerhalb der EU aufgefangen werden, als richtungweisend
an. "Bereits im Jahr 2001 hat unser Verband erstmals deutlich darauf
hingewiesen, dass die demografische Entwicklung Zuwanderung auch aus
dem nichteuropäischen Ausland nötig macht. Der Vorschlag, die von
Altkanzler Gerhard Schröder für IT-Fachleute geforderte Greencard
auch für Pflegekräfte einzuführen, hatte zur Folge, dass wir von den
meisten politischen Akteuren reflexartig mit harter Kritik überzogen
wurden. Durch diese Fehleinschätzung haben wir beim Werben um
ausländische Pflegefachkräfte zehn Jahre verloren, in denen
Fachkräfte in andere EU-Länder gewandert sind", so Meurer.
Dennoch hat sich nach Einschätzung des bpa-Präsidenten in den
letzten Jahren einiges getan: Die Zuwanderung für Pflegefachkräfte
wurde deutlich erleichtert, und es sei amtlich bestätigt, dass die
Altenpflege ein Engpassberuf ist. Zudem seien zumindest Arbeits- und
Aufenthaltsgenehmigungen für Pflegefachkräfte aus dem Ausland kein
Thema mehr. Probleme sieht Meurer nach wie vor in vielen
Bundesländern, wenn es um die fachliche Anerkennung von Pflegekräften
geht. "Bearbeitungszeiten von bis zu zwei Jahren, die mit personellen
Engpässen der zuständigen Behörde entschuldigt werden, werden von
unseren europäischen Nachbarn sehr wohl registriert und sind eine
Schande für unser Land."
Die Arbeitslosenquote von Pflegefachkräften in einigen
nichteuropäischen Ländern liegt bei mehr als 50 Prozent, während in
Deutschland 50.000 Fachkräfte fehlen. Trotzdem würden beispielsweise
überzogene Sprachanforderungen gestellt, die in vielen Ländern zu
einem Germanistikstudium berechtigen. "Niemand erwartet von einem
Germanistikstudenten, dass er akzentfrei den Begriff der Pneumonie-
und Thromboseprophylaxe und dessen Bedeutung für die Pflege vorträgt;
andererseits sollte auch nicht die Erwartung geschürt werden, dass
nur derjenige kompetent in Deutschland pflegen kann, der den
Hintergrund der ,Gretchenfrage' erläutern und selbige beantworten
kann", so Meurer.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa)
bildet mit mehr als 8.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte
Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in
Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären
Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in
privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa
tragen die Verantwortung für rund 245.000 Arbeitsplätze und circa
18.900 Ausbildungsplätze. Das investierte Kapital liegt bei etwa 19,4
Milliarden Euro.
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