(ots) - Der Tod des 18-jährigen Michael Brown hat einen
Nerv getroffen. Und sich in einem Aufschrei aus Schmerz, Wut und
Verzweiflung entladen. Nicht nur in Ferguson haben die
Afro-Amerikaner genug von unverhältnismäßiger Polizeigewalt,
alltäglicher Diskriminierung und struktureller Armut. Leider hat sich
ein halbes Jahrhundert nach Unterzeichnung der Bürgerrechts-Gesetze
in den USA daran wenig geändert. Dabei sind die allermeisten
Amerikaner gewiss keine Rassisten. Sonst hätten sie nicht zwei Mal
hintereinander mit Barack Obama einen Schwarzen mit deutlichen
Mehrheiten ins Weiße Haus gewählt. Das Problem besteht eher in den
unsichtbaren Grenzen, die Lebenswelten und Alltagserfahrungen
voneinander trennen. Die meisten Amerikaner können sich schlicht
nicht vorstellen, was es bedeutet, arm und schwarz zu sein. Andere
blenden es aus. Schäbig ist der Versuch, den Opfern
jahrhundertelanger Benachteiligung die Schuld zuzuschieben. Aus
historischer Erfahrung wissen die Afro-Amerikaner leider nur zu gut,
dass Beten und Bessern nicht die Formel ist, die ihr Los verbessert.
Es muss sich strukturell etwas ändern. Vordringlich ist eine
Justizreform, die garantiert, dass Schwarze wegen banaler
Drogendelikte nicht im Gefängnis landen und damit auf Dauer ihre
Aussicht auf einen Job und politische Teilhabe verlieren. Dazu gehört
auch der Aufbau einer Bürgerpolizei, die in ihrer Zusammensetzung die
Nachbarschaften reflektiert, denen sie dient. Nicht zu vergessen sind
dringend nötige Investitionen in Kindergärten, gute Schulen und
öffentlichen Nahverkehr. Immer schon bedurfte es tragischer
Ereignisse wie die Ermordung des 14-jährige Emmett Till 1955 in
Mississippi, die Polizei-Prügel, die Rodney King 1991 in Los Angeles
bezog, um Missstände offenkundig und Veränderungen möglich zu machen.
Der Tod Michael Browns könnte ein solcher Moment in der Geschichte
der USA sein.
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