(ots) - Klaus Wowereit geht, und das ist auch gut so. Will
man eine Bilanz der 13 Jahre währenden Amtszeit des Regierenden
Bürgermeisters der Hauptstadt ziehen, muss man den frühen mit dem
späten Wowereit vergleichen. An den frühen erinnern sich alle gerne:
eine weltoffene Stimmungskanone und ein politisches Naturtalent, das
an allen Kritikern vorbei ein für Berliner Verhältnisse geradezu
atemberaubend stabiles rot-rotes Bündnis schmiedete. Diese
strategische Leistung kann man ihm nicht nehmen. Aber direkt danach
beginnt die verklärende Geschichtsklitterung. Eine Metropole, die
Geschichte aus jedem Pflasterstein verströmt und in der seit dem Fall
des Eisernen Vorhangs Abermilliarden verbaut wurden und werden, hätte
mit Sicherheit auch ohne Wowereit ihre Entwicklung genommen. Wowereit
war nicht der Architekt des neuen Berlin, er hat sich lediglich
geschickt in die Lokomotive eines unter Volldampf fahrenden Zuges
gesetzt. Irgendwann reicht das aber nicht mehr. Spätestens dann, wenn
diejenigen, die die Hauptstadtparty mitbezahlen - nicht zuletzt
andere Bundesländer - fragen, ob außer Spesen eigentlich sonst noch
etwas gewesen ist. Da fällt der Blick dann auf den späten Wowereit,
der maßgeblich verantwortlich ist für das Desaster am Flughafen und
die anhaltende wirtschaftliche Misere Berlins. Ja, Politik darf Spaß
machen, aber liefern muss man trotzdem. Und weil Wowereit nicht
geliefert hat, war er zuletzt ebenso rotzig wie einsam. So einsam,
dass er noch nicht einmal seine Nachfolge sauber regelte und seine
Partei - hinter dem argumentativen Feigenblatt eines
Mitgliederentscheides - in ziemliche Not bringt. Das ist weder gut so
noch sexy, sondern einfach nur erbärmlich.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral(at)vrm.de