(ots) - Schmollmünder unter dem
"Arbeit-macht-frei"-Schriftzug, ein Daumen-hoch-Bild vor der
Gaskammer oder einfach nur ein Lächeln inmitten der Häftlingsbaracken
des früheren Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau: Bildern wie
diese, am besten noch versehen mit Schlagworten wie #yolocaust,
#zyklonb #feelgood, sorgen für Empörung. Die Selfies, aufgenommen von
Heranwachsenden, seien weder angemessen noch respektvoll. Die Kritik
ist berechtigt - aber auch überzogen. Sicher, an einem Ort, an dem
eines der furchtbarsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte passiert
ist, darf man zwei Mal darüber nachdenken, ob man sich in Szene
setzen muss. Das Problem ist aber meist nicht das Foto, sondern das,
was es über seinen Urheber aussagt: Viele Menschen sind so ignorant,
dass sie nicht mal in Auschwitz merken, dass Selbstdarstellung hier
fehl am Platz ist. Der Blick ist so verstellt darauf, Aufmerksamkeit
zu erhaschen, dass das Offensichtliche übersehen wird. Eine Absicht
aber, sich über Tote lustig zu machen, steht nicht dahinter. Das ist
kein Phänomen der Generation Smartphone, respektlose Bilder gab es
schon immer. Das Smartphone ist nur ein einflussreicherer Begleiter.
Doch nicht jedes Selbstporträt zeugt von Geschmacklosigkeit. Ein
Selfie lässt auch immer andere teilhaben, die sich mit einem Ort wie
Auschwitz auseinandersetzen können. Das Vermächtnis dieses Ortes -
Nie wieder Faschismus! - wird auch ins Digitale übertragen. Gerade
Auschwitz, ein Ort des Massentourismus, kann davon nur profitieren.
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