(ots) - Gut eine Woche vor den Landtagswahlen in Brandenburg
und Thüringen zeichnet sich ab, dass sich die SPD in Brandenburg
aussuchen kann, wer mit ihr regiert und in Thüringen, unter welchem
Ministerpräsidenten sie in die Regierung eintritt.
Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann ergäben sich
jetzt die folgenden Projektionswerte für die Parteien:
Projektion Brandenburg
SPD: 33 Prozent, Linke: 21 Prozent, CDU: 25 Prozent, Grüne: 6
Prozent, AfD: 8 Prozent, Andere zusammen: 7 Prozent, darunter auch
die FDP. (Wahl 2009: SPD: 33,0 Prozent, Linke: 27,2 Prozent, CDU:
19,8 Prozent, FDP: 7,2 Prozent, Grüne: 5,7 Prozent, Sonstige
zusammen: 7,1 Prozent). Damit kann sich die SPD aussuchen, ob sie die
Koalition mit der Linken fortsetzt oder mit der CDU regiert.
Projektion Thüringen
CDU: 36 Prozent; Linke: 26 Prozent; SPD: 16 Prozent, Grüne: 6
Prozent, AfD: 8 Prozent, Andere zusammen: 8 Prozent, darunter auch
die FDP. (Wahl 2009: CDU: 31,2 Prozent, Linke: 27,4 Prozent, SPD:
18,5 Prozent, FDP: 7,6 Prozent; Grüne: 6,2 Prozent, Sonstige
zusammen: 9,1 Prozent). Damit hätte zurzeit in Thüringen nur eine
Koalition aus CDU und SPD oder eine Koalition aus Linke, SPD und
Grünen eine Mehrheit.
Diese Projektionswerte, bei denen auch die statistischen
Fehlerbereiche von Umfragen zu berücksichtigen sind, geben lediglich
die Situation für die Parteien in dieser Woche wieder und stellen
keine Prognose für den Wahlausgang am 14. September dar. Vor dem
Hintergrund der in den neuen Bundesländern nur sehr schwach
ausgeprägten Bindungen an die Parteien sind auch kurzfristig noch
deutliche Veränderungen möglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass
insbesondere bei Landtagswahlen sehr starke Mobilisierungseffekte in
den verschiedenen Wählerlagern auch noch in der Woche vor der Wahl
stattfinden können. Das kann gerade angesichts der zu erwartenden
relativ niedrigen Wahlbeteiligung von großer Bedeutung sein. Zurzeit
wissen in Brandenburg und in Thüringen jeweils 38 Prozent noch nicht
sicher, ob und wen sie wählen wollen.
In Brandenburg liegt Amtsinhaber Dietmar Woidke (SPD) bei der
Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten mit sehr deutlichem
Vorsprung vor seinen beiden Herausforderern. Vor die Wahl gestellt,
ob man ihn oder Michael Schierack (CDU) lieber als
Ministerpräsidenten will, sprechen sich 59 Prozent für Woidke und nur
12 Prozent für Schierack aus. In der Konfrontation mit Christian
Görke (Linke) fällt der Vorsprung von Woidke mit 59 Prozent zu 8
Prozent sogar noch etwas deutlicher aus (Differenzen zu 100 Prozent
hier und im Folgenden "weiß nicht" bzw. "kenne ich nicht"). Auffällig
ist hierbei, dass selbst eine knappe Mehrheit (43 Prozent) der
CDU-Anhänger dem SPD-Spitzenkandidaten den Vorzug gibt und nur 36
Prozent ihren eigenen Kandidaten bevorzugen. Gleiches gilt für die
Anhänger der Linken, die sich zu 54 Prozent für Woidke und nur zu 26
Prozent für den Spitzenkandidaten ihrer Partei aussprechen. Bei der
Einstufung auf der +5/-5-Skala erhält Dietmar Woidtke einen sehr
guten Wert von 2,3. Christian Görke kommt auf 1,2 und Michael
Schierack nur auf 0,5.
Von der Gesamtheit aller Befragten in Brandenburg wird eine
Koalition aus SPD und CDU häufiger befürwortet (48 Prozent "gut" und
31 Prozent "schlecht") als eine aus SPD und Linke (40 Prozent "gut"
und 36 Prozent "schlecht"), wobei die SPD-Anhänger beiden
Koalitionsmodellen ähnlich positiv gegenüberstehen.
In Thüringen fällt der Zuspruch bei der MP-Frage für die
Amtsinhaberin etwas schwächer aus als in Brandenburg: Christine
Lieberknecht (CDU) bevorzugen 52 Prozent im Vergleich mit Bodo
Ramelow (Linke), der auf 34 Prozent kommt. Im Vergleich zu Heike
Taubert (SPD) verringert sich Lieberknechts Vorsprung auf 45 Prozent
zu 34 Prozent. Auffällig ist hier, dass die Ministerpräsidentin mit
0,8 auf der +5/-5-Skala lediglich einen bescheiden positiven Wert
erhält, der damit nicht viel besser als der von Bodo Ramelow (0,6)
ausfällt. Heike Taubert hingegen wird mit 1,1 deutlich besser
bewertet.
In Thüringen findet lediglich eine Koalition aus CDU und SPD eine
mehrheitliche Zustimmung ("gut": 46 Prozent; "schlecht": 34 Prozent).
Alle anderen Koalitionsmodelle werden mehrheitlich als "schlecht"
bewertet; insbesondere auch eine aktuell ebenfalls rechnerisch
mögliche Koalition aus Linke, SPD und Grünen, die nur 26 Prozent als
"gut" bewerten, aber 54 Prozent als "schlecht".
Die Umfragen zu diesen beiden Politbarometer Extra wurden wie
immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die
Interviews wurden in der Zeit vom 1. bis 3. September 2014 unter 1012
(Brandenburg) bzw. 1002 (Thüringen) zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist jeweils
repräsentativ für die dortige wahlberechtigte Bevölkerung. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent gut +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent gut +/-
zwei Prozentpunkte.
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