(ots) - Alle tun es, vielleicht mit Ausnahme der
Linken:Ex-Spitzenpolitiker wechseln in die Wirtschaft. Solange es
keine gesetzliche Regelung über eine Karenzzeit nach dem Amt gibt,
ist es dem persönlichen Anstands- respektive Fingerspitzengefühl des
jeweiligen Wechslers überlassen, wie viel Zeit er bis zum Privatjob
vergehen lässt. Zehn Monate waren es bei Daniel Bahr. Wahrlich nicht
viel. Dirk Niebel hatte es noch eiliger, zu Rheinmetall zu kommen. Um
es profan ausdrücken: Irgendwie ist es komisch, im einen Fall mehr,
vor allem, wenn der Wechsel rasch erfolgt, im anderen ein bisschen
weniger. Gewiss, es gibt die Berufsfreiheit, und kein Politiker
braucht ein Armutsgelübde abzulegen. Der Unmut des einen oder anderen
Steuerzahlers kann allerdings nicht als bloße "Neiddebatte" abgetan
werden. Denn wahr ist auch: Im Dienste des Steuerbürgers und von
jenem alimentiert, wachsen den Politikern ein Großteil der
Fertigkeiten und vor allem der Kontakte zu, die später Gold wert sein
können. So weit, so unwohl - und gar nicht besser wird es durch die
Verlautbarung Bahrs, in der privaten Krankenversicherung kenne er
sich immerhin aus, es wäre ja fast sinnfrei gewesen, wenn er in der
Auto-Industrie angeheuert hätte. Umgekehrt wird ein Schuh draus: der
Ex-Gesundheitsminister in der Auto-Industrie, das hätte weniger
komisch, weniger nach "Reibach machen" ausgesehen. Fazit bis dahin:
unfeiner Geruch. Eine rote Linie ist allerdings überschritten, wenn
sich herausstellt, dass ein Politiker der Branche, in die er später
wechselt, Wohltaten zukommen ließ. Tat er dies bewusst mit Blick auf
seine eigene Zukunft, sind wir im kriminellen Bereich. Das muss dann
im Einzelnen bewiesen werden. Bei Bahr ist dieser Verdacht bislang
nicht geäußert worden.
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