(ots) - Angela Merkels dunkle Ahnung, dass die jetzigen
Pläne der Nato für Afghanistan zu kurz greifen könnten, ist
berechtigt. Der Irak ist das beste Beispiel: Die Amerikaner, die das
alte Machtgefüge dort zerstört, aber kein neues aufgebaut hatten,
zogen viel zu früh ab und hinterließen ein Vakuum. In ihm konnten
Fanatiker wie die der IS gedeihen. Man könnte auch Libyen nennen, wo
der Westen zwar half, Gaddafi wegzubomben, den Boden des Landes aber
erst gar nicht betrat. Heute ist Libyen ein zerfallender Staat. Beide
Beispiele zeigen auch, welche Konsequenzen solche strategischen
Fehler haben: Früher oder später erreichen die Folgen den Westen
selbst, in Form von Destabilisierung ganzer Regionen, von Terroristen
oder von Flüchtlingsströmen. Meistens treten alle drei Probleme auf.
Beim geplanten Abzug der Isaf-Kampftruppen aus Afghanistan bis Ende
2014 muss es bleiben. Den Kampf gegen die Taliban und um ihre innere
Sicherheit müssen die Afghanen nach zwölf Jahren endlich selbst
führen, und sie sind dafür auch vorbereitet. Doch so ganz alleine
lassen, wie der Westen es ab Ende 2016 vorhat, darf man das Land
nicht. Die Ausbildungs- und Beratungsmission, die auch eine sehr
robuste Komponente für den Eigenschutz einschließt, muss länger
laufen. Zumal sie eine Möglichkeit ist, das Engagement gegebenenfalls
kurzfristig zu verstärken, wenn sich die Lage verschlimmert. Freilich
wird Angela Merkel nicht nur Präsident Obama von einer solchen
Änderung der Pläne überzeugen müssen. Sondern auch die deutsche
Öffentlichkeit und die Familien von 800 Bundeswehrsoldaten, die dabei
sein werden.
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