(ots) - Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Das zeigt die
Familienpflegezeit: Schon seit Anfang 2012 können Arbeitnehmer, die
nahe Familienangehörige pflegen, für zwei Jahre ihre Arbeitszeit auf
bis zu 15 Stunden pro Woche kürzen. Der Verdienstausfall wird zum
Teil vorgestreckt, muss aber später zurückgezahlt werden. Klingt gut.
Doch dann schlugen die Bürokraten mit deutscher Gründlichkeit zu. Der
Erfolg: Die Regeln wurden so kompliziert, dass dies bisher ganze 134
Pflegende nutzten. Kein Wunder, dass die SPD-Familienministerin
Manuela Schwesig jetzt das Projekt ihrer wenig erfolgreichen
CDU-Vorgängerin Kristina Schröder reformieren will. Doch ob das
Ergebnis wirklich wesentlich attraktiver wird, ist fraglich. Das
Grundproblem wird unterschätzt oder verdrängt: Mit der steigenden
Lebenserwartung nimmt auch die Zahl der Pflegebedürftigen zu - und
damit der Angehörigen, die vor der Herausforderung stehen, die Pflege
zu organisieren. Immer noch kümmern sich darum hauptsächlich Frauen.
Ihnen muss die Gesellschaft helfen, und das nicht nur aus edlen
Motiven: Die Pflege durch Profis, ob von Pflegediensten oder in
Heimen, ist viel teurer, und die meisten Betroffenen wollen zu Hause
gepflegt werden. Wenn es künftig für die Organisation der Pflege zehn
Tage Zeit mit Lohnausgleich gibt, ist das gut, aber nur ein kleiner
Schritt. Arbeitnehmer profitieren vom Rechtsanspruch auf bis zu 24
Monate Teilzeit für die Pflege. Aber gerade für kleine Betriebe ist
das schwer zu organisieren. Die Finanzierung mit einem zinslosen
Darlehen verschiebt das Problem des Lohnausfalls letztlich nur. Dass
das viele nutzen werden, ist zu bezweifeln.
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