(ots) - Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert die Große
Koalition anlässlich des heutigen Internationalen Tages für die
Beseitigung der Armut auf, endlich wirksame Maßnahmen zur Senkung der
Kinderarmutsquote und zur Steigerung der Bildungsgerechtigkeit in
Deutschland auf den Weg zu bringen. "Wir brauchen angesichts der
hohen Kinderarmutsquote in Deutschland einen radikalen und möglichst
schnellen Politikwechsel. Kosmetische Korrekturen sind angesichts von
2,8 Millionen Kindern und Jugendlichen, die von Armut betroffen sind,
viel zu wenig. Die Große Koalition muss schnellstmöglich ein
Nationales Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut auf den Weg
bringen. Kinderarmut kann nur effizient und nachhaltig bekämpft
werden, wenn alle Maßnahmen zu diesem Zweck unter einem Gesamtkonzept
verknüpft und mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet
werden. Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sind ebenso zu
berücksichtigen, wie Familien- und Bildungspolitik, Gesundheits- und
Sozialpolitik sowie Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik",
betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen
Kinderhilfswerkes.
Ein besonderer Fokus ist auf die Bildungspolitik zu legen. An
dieser Stelle braucht es verstärkte politische Anstrengungen, allen
Kindern gleiche Chancen für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn zu
ermöglichen, sowie ein nach oben durchlässigeres Schulsystem, das
alle Kinder und Jugendlichen individuell entsprechend ihren
Fähigkeiten optimal fördert. Die Reformanstrengungen der Bundesländer
im Bildungsbereich müssen fortgesetzt werden, denn der
Bildungsaufstieg ist der nachhaltigste Weg aus der Armut.
"Deutschland darf bei der sozialen Gerechtigkeit nicht im
Mittelmaß stecken bleiben. Soziale Sicherheit und
Bildungsgerechtigkeit für Kinder sollten in einer der reichsten
Industrienationen der Welt eigentlich eine Selbstverständlichkeit
sein. Die Realität sieht aber anders aus. In Deutschland ist jedes
fünfte Kind von Armut betroffen, und vielfach entscheidet der
Geldbeutel der Eltern über die Bildungschancen von Kindern. Das hat
auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in seinem letzten
Bericht scharf kritisiert. Die Bundesregierung sollte sich das zu
Herzen nehmen und wirksame Maßnahmen auf den Weg bringen", so Hofmann
weiter.
Um die soziale Gerechtigkeit in Deutschland zu steigern, spricht
sich das Deutsche Kinderhilfswerk für eine grundlegende Reform der
Familienförderung aus. Notwendig sind aus Sicht des Deutschen
Kinderhilfswerkes beispielsweise eine deutliche Erhöhung der
Kinderregelsätze und ein Umbau des Kinderzuschlags. Dieser sollte
zukünftig allen Familien mit Kindern zugute kommen, bei denen der
Kinderfreibetrag im Einkommensteuerrecht nicht zum Tragen kommt. Denn
Unterstützung brauchen vor allem diejenigen, bei denen es finanzielle
Probleme gibt und nicht diejenigen, die über höhere Kinderfreibeträge
schon seit langem von der Familienförderung profitieren. Letztlich
sollten alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut in eine
bedarfsgerechte Kindergrundsicherung münden.
Eine im Januar dieses Jahres vom Deutschen Kinderhilfswerk
veröffentlichte repräsentative Umfrage hat ergeben, dass 72 Prozent
der Bundesbürger der Ansicht sind, staatliche und gesellschaftliche
Verantwortungsträger würden "eher wenig" oder "sehr wenig" tun, um
Kinderarmut wirkungsvoll entgegenzutreten. Dabei kommt eine große,
die Parteigrenzen überschreitende Mehrheit zu der Aussage, Staat und
Gesellschaft engagierten sich zu wenig gegen Kinderarmut. Zugleich
wären 66 Prozent der Befragten bereit, mehr Steuern zu bezahlen, wenn
damit das Problem der Kinderarmut in Deutschland wirksam bekämpft
würde.
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