(ots) - Wirtschaftsförderung hätte an Firmensitz im Osten
gekoppelt sein müssen
Berlin, 21. Oktober 2014 - Der Wirtschaftsprofessor der Uni Halle,
Ulrich Blum, sieht in der verfehlten Wirtschaftsförderung
Ostdeutschlands die Hauptursache für die auch heute noch zu geringe
Wirtschaftsleistung in den ostdeutschen Bundesländern. "Bis heute
leidet Ostdeutschland daran, keine Headquarter und zu wenige
Entwicklungsabteilungen zu haben", sagte Prof. Dr. Blum im Interview
mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 11/2014, EVT 23.
Oktober). Im Zuge der deutschen Einheit hätte "die
Wirtschaftsförderung etwa an die Vorgabe geknüpft werden sollen, dass
die Unternehmen auch ihren Sitz nach Ostdeutschland verlegen müssen".
Da dies nicht erfolgt sei, hätten von den 500 größten Unternehmen
lediglich eine Handvoll ihren Sitz im Osten.
Im Zuge dessen sei ein Großteil der Wertschöpfung wie
beispielsweise die höheren Gehälter in Firmenzentralen im Westen
geblieben, kritisiert der Wirtschaftsforscher im 'Capital'-Interview:
"Dem Osten entgehen die hohen Einkommen. Die Gewerbesteuer, die sich
nach der Lohnsumme richtet, fließt vor allem im Westen; im Osten, wo
es die modernen Produktionsanlagen gibt, tröpfelt sie nur spärlich."
Das werde zwar über den Finanzausgleich korrigiert, führe aber zu
Unfrieden.
Auch in den nächsten Jahren erwartet Blum in Ostdeutschland
weniger erfolgreiche Unternehmensgründungen: "Der Osten leidet bis
heute daran, dass die ganzen begabten jungen Leute nach
Westdeutschland oder ins Ausland gegangen sind." Diese Generation
falle als Nachfolger oder Gründer oft aus. Im Osten müsse sich das
Unternehmertum erst wieder langsam bilden. Das lasse sich nicht in
einer Generation erledigen.
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