(ots) - Es war die Ur-Angst der Westeuropäer, vor allem
der Deutschen, im Kalten Krieg: dass "die Russen" kommen könnten. Ist
es nun, da immer häufiger russische Flugzeuge über europäischen
Meeren gesichtet werden, soweit? Nein. Aber Russland versucht den
Westen durch diese Aktionen zusätzlich zu provozieren. Und das ist
bedenklich. Sicher: Die EU und die Nato sind durch ihr Agieren in der
Ukraine-Krise aus der Sicht Moskaus ebenfalls Provokateure. Nur
müssen sich die beiden Bündnisse nicht vorwerfen lassen, aktiv in
einen Konflikt innerhalb eines souveränen Staates eingegriffen zu
haben. Russland hat den Ukraine-Konflikt mindestens befeuert, wenn
nicht ausgelöst. Dass der Krieg im Osten des Landes weiter tobt, ist
eine direkte Folge der russischen Unterstützung dort. Dass die Krim
nun Teil Russlands ist, geschah nicht durch freie, demokratische
Wahlen. Es ist vor allem der Geduld des Westens zu verdanken, dass
der Ukraine-Konflikt nicht eine grenzüberschreitende Krise ausgelöst
hat. Die EU hat harte Sanktionen verhängt, sicher. Sie hat aber keine
Verhandlungen abgebrochen oder den Gesprächsfaden abreißen lassen.
Das Problem ist, dass der Westen einen Gegenspieler vor sich hat, der
unberechenbar geworden ist. Putins Ziele sind unklar. Ob er eine
Spaltung der Ukraine wirklich vorantreibt, ob er seine
revisionistische Politik auch in Bezug auf andere frühere
Ostblock-Staaten anwenden wird, weiß niemand. Die russischen
Flugmanöver vor EU-Staaten sind keine Zufälle. Aber noch sind sie
keine Bedrohung - zumindest so lange nicht, wie der Westen nicht doch
endgültig die Geduld mit Moskau verliert.
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