PresseKat - Forscher analysiert Studie "Meinungsmacht" / Neuberger weist schwere Mängel in der Medien

Forscher analysiert Studie "Meinungsmacht" /
Neuberger weist schwere Mängel in der Medien-Untersuchung nach

ID: 1129680

(ots) - Der Kommunikationswissenschaftler Christoph
Neuberger hat massive Mängel in der viel diskutierten
Journalisten-Studie "Meinungsmacht" festgestellt. Ihr Verfasser Udo
Krüger nehme nicht die Rolle des unvoreingenommenen Wissenschaftlers
ein, schreibt der Direktor des Instituts für
Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Universität
München im "medium magazin": "Das erhärtet den Verdacht, dass er auch
mit seiner Dissertation vor allem eines wollte: Meinung machen."

Die 2013 publizierte Studie war jüngst einer breiten
Öffentlichkeit bekannt geworden. Die Kabarettisten der ZDF-Sendung
"Die Anstalt" bezogen sich in einem Beitrag auf Informationen aus der
Studie, eine öffentliche Diskussion über die Verflechtungen von
Journalisten mit internationalen Organisationen entbrannte. In seinem
Buch "Gekaufte Journalisten" bezieht sich der ehemalige FAZ-Redakteur
Udo Ulfkotte ebenfalls auf die Aussagen der Krüger-Studie.

Der Münchner Professor erkennt an vielen Stellen schwere
wissenschaftliche Mängel in Krügers Studie. "Transparenz, Systematik
und Vollständigkeit sind wichtige Prinzipien der empirischen
Forschung. Sie wurden an mehreren Stellen der Arbeit missachtet." Wie
Krüger recherchiert und selektiert habe, teile er nicht mit.
"Informationen über die Verbindungen der Journalisten hat Krüger im
Wesentlichen im Internet zusammengetragen. Auch hier begnügt er sich
mit knappen Hinweisen, die vieles offenlassen."

Krüger setze "Nähe" mit "Vereinnahmung" gleich, meint Neuberger,
gibt aber zu bedenken: "Es wäre weltfremd und schädlich, wenn
Journalisten jeglichen Kontakt zu politischen Akteuren vermeiden
müssten." Im Übrigen seien die Verbindungen, die Krüger vorgebe
offenzulegen, offenbar doch nicht geheim, weil er fast all seine
Daten in öffentlichen Quellen gesammelt habe. Im Durchschnitt von




Krügers Befunden habe jeder untersuchte Journalist in acht Jahren
weniger als eine Verbindung zu Organisationen gehabt. Außerdem habe
Krüger nur relevante 2,3 Artikel pro Journalist und Jahr aufgefunden,
obwohl er in den Spezialthemen der entsprechenden Journalisten sucht,
die dazu weitaus häufiger publizierten.

Auch die Methodik Krügers ist Neubergers Analyse zufolge
mangelhaft. "Was Krüger als Frame-Analyse bezeichnet, wird dem
Anspruch an eine solche Untersuchung in keiner Weise gerecht." Dies
führe zu dem Ergebnis, dass nur USA- und NATO-freundliche Sichtweisen
ausgewertet wurden: "Die Studie konnte also gar nichts anderes
ergeben, weil nur bestätigende Zitate ausgewählt wurden."

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Datum: 03.11.2014 - 10:10 Uhr
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