(ots) - Es gibt inzwischen kaum noch jemanden, den Helmut
Kohl nicht verletzt hat. Ehrabschneidend, herablassend, nachtretend.
Nicht nur die "Sozen", nicht nur die "Journaille", die sowieso.
Sondern neuerdings auch die eigenen Leute. Von Merkel bis Schäuble.
Von Blüm bis Geißler. Über die Verletzungen, die er seinem privaten
Umfeld zugeführt hat, reden wir hier noch gar nicht. Das hat sein
Sohn getan. Intern war er schon zu seinen Amtszeiten so. Ein Ausbund
von Selbstgerechtheit. Loyale Zuarbeiter oder Gegner, die zwei
Kategorien von Menschen unterschied er. Jetzt, im hohen Alter, in
seinem schier nicht aufhören wollenden Kampf um den Platz in den
Geschichtsbüchern, wird es immer schlimmer. Nun kritisiert er auch
noch die aktuelle Russland-Politik seiner Nachfolger. Und erntet
erstmals auch aus der Union offenen Widerspruch. Wenn er Putin wegen
der Krim-Annexion also nicht vom G8-Treffen ausgeladen hätte, wie er
in seinem Buch jetzt schreibt: Wie hätte er wohl 1961 reagiert, als
die DDR die Mauer baute? Mit noch größerem Desinteresse als
seinerzeit Adenauer? Der Altkanzler provoziert solche Vergleiche,
weil er selbst provoziert. Er provoziert auch, dass man sich wieder
an die von ihm eingerichteten schwarzen Kassen der CDU und an die bis
heute anonymen Spenden erinnert, die er persönlich entgegennahm. Ein
schwerer Verstoß gegen Gesetze und alle demokratischen Spielregeln.
Kohl löst aus, was er genau nicht will: Dass man sich an ihn nicht
nur als Kanzler der Einheit erinnert, sondern auch als Kanzler der
geistig-moralischen Spaltung des eigenen Landes.
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