(ots) - Caritas international drängt vor dem Staatsbesuch
des kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos am 5. November in
Berlin auf eine grundlegende Verbesserung der weiterhin schwierigen
humanitären Situation in Kolumbien, wo seit 1985 weit mehr als fünf
Millionen Menschen vertrieben wurden und es auch weiterhin zu
Vertreibungen ganzer Gemeinden kommt.
"Wir begrüßen es sehr, dass die aktuelle kolumbianische Regierung
nun endlich ein nationales Friedensabkommen auf den Weg bringen
will", sagt Oliver Müller, Leiter von Caritas international,
"entscheidend für einen dauerhaften Frieden wird allerdings sein,
dass lokale Akteure - insbesondere kolumbianische Opfervertretungen
und Menschenrechtsorganisationen - an der Umsetzung der geplanten
Friedens- und Versöhnungsmaßnahmen beteiligt werden. Bei den
Verhandlungen muss es auch um Fragen der sozialen Gerechtigkeit und
der Landverteilung sowie um die Rückkehr der Vertriebenen in ihre
Heimat gehen."
Caritas international engagiert sich seit vielen Jahren für
Vertriebene in Kolumbien, sowohl auf dem Feld der Humanitären Hilfe
als auch durch Rechtsberatung und psychologische Unterstützung. Diese
Arbeit wird immer wieder durch bewaffnete Akteure bedroht und
eingeschränkt, insbesondere durch paramilitärische Gruppen und die
Guerilla, die beide ganze Territorien vor allem in rohstoffreichen
Regionen kontrollieren. Die lokalen und regionalen Konflikte führen
weiterhin dazu, dass Menschen aus ihren Gemeinden vertrieben werden.
Seit 2012 gab es mehr als eine viertel Million neue
Binnenvertriebene, wobei die indigene und afrokolumbianische
Bevölkerungsgruppen überproportional betroffen sind. Von 1985 bis
2012 wurden insgesamt zwischen 5,2 Millionen (Regierungsangaben) und
5,7 Millionen (Angaben von Menschenrechtsorganisationen) Menschen aus
den umkämpften Gebieten vertrieben. Seit Beginn des Konflikts vor 50
Jahren kamen 200.000 Menschen ums Leben.
"Die extrem hohe Zahl an Betroffenen in verschiedenen Regionen des
Landes zeigt, dass ein erfolgreicher nationaler Friedensprozess
unbedingt auch eine regionale und lokale Friedensagenda braucht",
betont Müller. "Aussöhnungsprozesse, das zeigen die Erfahrungen der
Caritas Kolumbien, brauchen Zeit und die Partizipation von
zivilgesellschaftlichen Gruppen aus den betroffenen Gebieten. Dazu
gehören auch und vor allem Vertreter der Vertriebenen und
Flüchtlinge."
Caritas international und Caritas Kolumbien unterstützen
zahlreiche Initiativen zur Friedensförderung und Aussöhnung. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas spielen dabei als
Initiatoren und "Brückenbauer" zwischen rivalisierenden Gruppen eine
wichtige Rolle. In mehreren Hilfsprojekten von Caritas international
für Vertriebene sind neben der Humanitären Hilfe auch
Informationsaustausch und Vernetzung der unterschiedlichen Akteure
von zentraler Bedeutung, um friedensfördernde Eigeninitiativen zu
entwickeln und auszubauen.
Pressekontakt:
Caritas international, Öffentlichkeitsarbeit
Achim Reinke, Pressereferent
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achim.reinke(at)caritas.de