(ots) - "Die indirekte Aufsicht durch die EZB bedeutet
einen Umbruch in der Aufsichtspraxis kleiner und mittelgroßer
Banken", sagt Prof. Dr. Joachim Wuermeling, Vorstandsvorsitzender des
Verbandes der Sparda-Banken, anlässlich des Starts der europäischen
Bankenaufsicht durch die Europäische Zentralbank am 4. November. "Wir
befürchten, dass spezifische Geschäftsmodelle Schritt für Schritt
weniger berücksichtigt werden und wir stattdessen europäische
Durchschnittskennzahlen anwenden müssen. Immer mehr mittelständischen
Banken wird es dann nicht mehr gelingen, die neuen Regeln zu
erfüllen."
Alleine in Deutschland sind rund 1.400 Genossenschaftsbanken und
Sparkassen betroffen. "Es wäre ein Armutszeugnis, wenn gerade
diejenigen Banken durch die Regulierung gefährdet werden, die das
System in der Krise gestützt haben und die Versorgung der Verbraucher
vor Ort und in der Fläche sicherstellen. Gerade in der Anfangsphase
der indirekten Aufsicht sollten die Weichen richtig gestellt werden.
Wir rufen alle Beteiligten dazu auf, sich für klare und angemessene
Regeln für kleine und mittlere Banken einzusetzen", so Wuermeling.
Sinnvoll wäre ein Gremium bei der EZB mit kleineren Instituten,
das ihre Perspektive aus der Bankpraxis einbringt und in dem
aufkommende Probleme direkt mit Bankvertretern diskutiert werden
können. Der kontinuierliche und direkte Dialog der Beteiligten ist
entscheidend, damit die neue Aufsichtsarchitektur gelingt. Bislang
sieht die europäische Konstruktion keinen unmittelbaren Kontakt
zwischen der EZB und den mittelständischen Banken vor. Dafür ist
weiterhin die BaFin zuständig.
BaFin sitzt zwischen den Stühlen
Die BaFin gerät durch die Unterordnung unter die EZB in eine
völlig neue Rolle. Sie wird selbst beaufsichtigt und ist von nun an
weisungsgebunden. Das Dilemma ist vorprogrammiert: Die BaFin wird oft
für Einwände von einzelnen Instituten Verständnis zeigen, aber an die
Vorgaben der EZB gebunden sein. Betroffene Banken können sich
wiederum nicht direkt mit der EZB auseinandersetzen.
"Bewährte Aufsichtspraktiken, von denen die BaFin überzeugt ist
und die wir sehr schätzen, werden in Zukunft nicht mehr fortgeführt
werden können. Man kann nur hoffen, dass Auseinandersetzungen darüber
zwischen der EZB und der BaFin am Ende nicht auf dem Rücken der
beaufsichtigten Institute ausgetragen werden. Einen Wettbewerb
zwischen den Aufsehern zu Lasten der Banken darf es nicht geben",
sagt Wuermeling.
"Less risks, less rules"
Gerade kleine und mittlere Institute haben oft sehr fokussierte
und risikoarme Geschäftsmodelle, die nur aus sich heraus verstanden
und aufsichtsrechtlich eingeschätzt werden können. Wenn das Geschäft
- wie etwa bei den Sparda-Banken - im Wesentlichen daraus besteht,
die Einlagen für Baufinanzierungen zu verwenden, ist das
Zinsänderungsrisiko anders zu bewerten als bei Banken, die deutlich
höhere Risiken eingehen. Laut Verordnung sollen besondere
Geschäftsmodelle und Risiken zwar berücksichtigt werden. Dennoch
werden die betroffenen Institute immer wieder hartnäckig und
selbstbewusst einfordern müssen, dass diese Grundsätze im
Aufsichtsprozess nach dem Motto "Less risks, less rules" befolgt
werden.
Ãœber den Verband der Sparda-Banken e.V.
Die Gruppe der Sparda-Banken besteht aus zwölf wirtschaftlich und
rechtlich selbständigen Sparda-Banken in Deutschland sowie mehreren
Service-Gesellschaften wie der Sparda-Datenverarbeitung eG und der
Sparda-Consult Gesellschaft für Projekt- und Innovationsmanagement
mbH. Mit insgesamt über 3,4 Mio. Mitgliedern und rund vier Mio.
Kunden gehören die Sparda-Banken zu den bedeutendsten Retailbanken in
Deutschland. Die Sparda-Banken sind als genossenschaftliche Banken
Mitglied im Bundesverband der Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken (BVR) und Teil der genossenschaftlichen
FinanzGruppe.
Pressekontakt:
Isabelle Drexler
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