(ots) - Claudia Luzar: Politik hat Warnungen ignoriert -
Verbot der Hooligan-Gruppierung keine Lösung
Osnabrück.- Anlässlich der bevorstehenden
Anti-Islamismus-Demonstration von Hooligans in Hannover warnt die
Rechtsextremismusforscherin Claudia Luzar vor dem Entstehen einer
neuen, islamfeindlichen Bewegung in Deutschland. In einem Gespräch
mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte die Konflikt-
und Gewaltforscherin an der Fachhochschule Dortmund: "Das Thema hat
gesellschaftliche Zugkraft, denn die Islamfeindlichkeit ist ziemlich
groß in Deutschland." Es sei aber nicht allein die Angst vor dem
Salafismus, welche der Gruppierung "Hooligans gegen Salafismus"
(Hogesa) Zulauf beschere. Bei der Demonstration in Köln Ende Oktober
hätten viele Teilnehmer auch ihren "Hass auf das System, Hass auf die
Polizei und Hass auf Muslime allgemein" gezeigt. "Das sind
Abgehängte. Dort hat nicht die gesellschaftliche Elite demonstriert",
sagt Luzar der "NOZ". Ignorieren dürfe man sie deswegen aber nicht.
"Die Politik muss sich bestimmten Feldern endlich annähern. Aus der
Forschung gab es immer wieder Warnungen vor radikalen Islamismus und
Extremismus. Das hat die Politik zu lange ignoriert", sagte Luzar.
Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft müssten jetzt Auswege gesucht
werden, um dem zu begegnen. Ein Verbot sei hingegen keine Lösung.
"Wenn man Bewegungen wie die Hogesa verbietet, gibt es eben etwas
Neues." Obwohl unter den Demonstranten auch Mitglieder der
rechtsextremen Parteien NPD, Pro NRW und Die Rechte waren, glaubt die
Rechtsextremismusforscherin nicht, dass diese einen entscheidenden
Einfluss auf die Bewegung nehmen können. "Deren Bemühung, die
Hooligans für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren, läuft ins
Leere. Denn im Unterschied zu einer politischen Partei kann man einen
Mob nicht steuern." Luzar sieht laut "NOZ" in der Hogesa-Bewegung
Parallelen zur Entstehung der islamkritischen English Defense League
(EDL). Die 2009 aus der britischen Hooligan-Szene entstanden
Gruppierung und ist heute eine bedeutende Kraft im rechten
politischen Spektrum Großbritanniens .
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