(ots) -
- Mittelstand: Pessimisten gewinnen die Oberhand
- Großunternehmen: aktuelle Lage verschlechtert sich deutlich
- Schwäche droht auf Binnenwirtschaft überzugreifen
Erstmals seit Dezember 2012 schätzen die mittelständischen
Unternehmen in Deutschland die Entwicklung ihrer Geschäfte auf
Halbjahressicht mehrheitlich pessimistisch ein. Die Erwartungen gehen
um 5,0 Zähler auf -4,1 Saldenpunkte zurück. Das zeigt das
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer für Oktober 2014. Die Mittelständler
bewerten die aktuelle Geschäftslage zwar stabil positiv (+0,1 Zähler
auf 20,3 Saldenpunkte), das mittelständische Geschäftsklima insgesamt
gibt aber wegen der deutlich trüberen Erwartungen zum siebten Mal in
Folge nach (-2,5 auf 8,1 Saldenpunkte). Damit beginnt das vierte
Quartal stimmungsmäßig noch schlechter als das dritte endete. Die
deutsche Wirtschaft steckt nach dem unerwarteten Rückgang der
Wirtschaftsleistung im Frühjahr in einer sich zunehmend
verfestigenden Schwächephase. Die Unternehmen sind verunsichert und
halten sich wegen der enttäuschten Wachstumshoffnungen in Europa und
der zahlreichen geopolitischen Risiken mit Investitionen zurück.
Noch schlechter als im Mittelstand ist derzeit allerdings die
Stimmung bei den Großunternehmen. Deren Erwartungsindikator war
bereits im September in einer heftigen Abwärtskorrektur unter die
Nulllinie gefallen. Während sich die Erwartungen der großen Firmen
aktuell auf diesem unterdurchschnittlichen Niveau stabilisieren (+0,5
Zähler auf -5,1 Saldenpunkte), folgen jetzt auch die Lageurteile dem
Abwärtstrend und brechen im Oktober regelrecht ein: Sie verlieren 8,0
Zähler und erreichen nur noch 8,0 Saldenpunkte. Das Geschäftsklima
der Großunternehmen liegt damit nur noch unwesentlich über dem
langfristigen Durchschnitt (-3,5 Zähler auf 1,6 Saldenpunkte). Die
konjunkturelle Schwäche droht allmählich auch auf die bisher
verlässlichen Treiber der Binnennachfrage - Arbeitsmarkt und Konsum -
überzugreifen. Erste Warnsignale sind der im Oktober besonders bei
den großen Firmen ausgeprägte Rückgang der Beschäftigungserwartungen
(Mittelstand: -0,5 Zähler auf 6,9 Saldenpunkte; Großunternehmen: -4,1
Zähler auf 3,8 Saldenpunkte) sowie die breite und deutliche
Stimmungseintrübung im Einzelhandel (Mittelstand: -3,7 Zähler auf 8,3
Saldenpunkte; Großunternehmen: 5,8 Zähler auf 0,8 Saldenpunkte).
Diese Indikatoren erreichten zuletzt im Frühjahr 2013 schlechtere
Werte.
"Das enttäuschende Oktoberergebnis ist vor allem auf das
schwierige internationale Umfeld zurückzuführen, das
Exportunternehmen und Investitionsgüterhersteller bremst. Der
erhoffte Schub bei den Investitionen deutscher Unternehmen verzögert
sich angesichts der schwachen Nachfrage weiter", sagt Dr. Jörg
Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. "Das schlechte Abschneiden der
Einzelhandelsstimmung und der Beschäftigungspläne unterstreicht, dass
Deutschland ohne Europa kein nachhaltiger Aufschwung gelingt. Wir
rechnen mit einer Stagnation der deutschen und europäischen
Wirtschaft, die sich bis ins neue Jahr hinziehen wird."
Eine ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafik zum
aktuellen KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist unter
www.kfw.de/mittelstandsbarometer abrufbar.
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