(ots) - Ist die Verlangsamung des weltweiten Handels nach 30
Jahren Wachstum ein zyklisches Phänomen oder langfristig und
strukturell bedingt? Dieser Frage geht der internationale
Kreditversicherer Coface in einem neuen Panorama nach. Demnach
beeinträchtigt derzeit vor allem die strukturell bedingte
Wachstumsdelle in den wichtigsten aufstrebenden Ländern den globalen
Waren- und Dienstleistungstransfer. Außerdem nimmt Protektionismus
zu.
Lahmen die Emerging Countries, bekommen das auch die
Industrieländer zu spüren. Denn die Exporte in die aufstrebenden
Länder haben sich in den vergangenen 20 Jahren versechsfacht, während
die in die Industrieländer lediglich um den Faktor 2,2 stiegen. Hinzu
kommt ein zweiter negativer Effekt der Krise 2008/2009: die
nachlassende Nachfrage nach Rohstoffen. Die unbefriedigende
Exportleistung einiger Länder geht auch einher mit zunehmendem
Protektionismus. So haben Argentinien, Russland und Indien zwischen
Juli 2008 und Juli 2014 jeweils mehr als 250 Maßnahmen ergriffen -
fast doppelt so viele wie die USA, Deutschland, Frankreich,
Großbritannien und Italien. Russland ist das am stärksten
protektionistische Land geworden. Die Auswirkungen der Krise auf den
Handel haben sich auch deshalb verstärkt, weil die
Produktionsprozesse immer internationaler geworden sind. Genau über
diesen Kanal hat sich die Krise 2008/2009 so schnell weltweit
ausbreiten können. Der Handel mit Zwischengütern, wesentlicher
Bestandteil der globalen Wertschöpfungskette, ging 2009 um 25 Prozent
zurück. Trotz weiterer Vereinbarungen zur Liberalisierung konnte der
Handel innerhalb von Regionen - mit Ausnahme von Asien - diese
Kriseneffekte nicht kompensieren. Für die meisten aufstrebenden
Länder hat der intraregionale Handel nur einen relativ geringen
Anteil an den Gesamtexporten. In Afrika macht er 11 Prozent aus, in
Lateinamerika 20 Prozent und in den GUS-Staaten 15 Prozent.
"Wegen des geringeren wirtschaftlichen Wachstums sowohl in den
wichtigen aufstrebenden wie in den entwickelten Ländern ist es
unwahrscheinlich, dass der internationale Handel auf sein
Vorkrisen-Niveau zurückkehrt. Die leichte konjunkturelle
Beschleunigung und die anhaltende Internationalisierung der
Wertschöpfung lassen aber erwarten, dass der Welthandel 2015 zulegt",
erklärt Julien Marcilly, Head of Country Risk bei Coface. Er erwartet
plus fünf Prozent.
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