(ots) - Zwei Drittel der Fachärzte benachteiligen
Kassenpatienten, so das Ergebnis einer Recherche für die Sendung "Die
Tricks der Ärzte und Apotheker - Weiße Kittel und schwarze Schafe",
die das NDR Fernsehen am Montag, 17. November, um 21.00 Uhr zeigt.
Eine Kassenpatientin hätte in manchen Fällen Wochen oder sogar Monate
auf die Sprechstunde warten müssen: Bei 40 Prozent der Augenärzte, 80
Prozent der Dermatologen und sogar 83 Prozent der Orthopäden.
Die Privatpatientin dagegen bekam Termine innerhalb kürzester Zeit
- oft schon am gleichen Tag. Insgesamt wurden 120 Hautärzte,
Orthopäden und Augenärzte in Hamburg und Hannover überprüft. In der
Sendung des NDR Fernsehens kritisiert Bundesgesundheitsminister
Hermann Gröhe die langen Wartezeiten für Kassenpatienten deutlich.
Besonders problematisch: Auch bei akuten Fällen gab es für die
Kassenpatientin oft keinen zeitnahen Termin. Die Wartezeit bei einem
krebsverdächtigen Muttermal betrug bei einem Hautarzt beispielsweise
fast ein halbes Jahr.
"Ich kann nicht, wenn das Wort akut fällt, sagen, das hat jetzt
Zeit", so der Gesundheitsökonom Prof. Gerd Glaeske von der
Universität Bremen. Kassenpatienten dürften nicht das Gefühl haben,
sie seien Patienten zweiter Klasse.
Im Interview mit dem NDR Fernsehen fordert
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: "Die 90 Prozent gesetzlich
Versicherten in diesem Land, die gute Beiträge zahlen, haben einen
Anspruch auf eine gute Versorgung. Deswegen muss es zeitnah
geschehen. Deswegen müssen überlange Wartezeiten vermieden werden."
Weitere Recherchen zeigten Unterschiede auch bei der Untersuchung.
Vor allem Orthopäden boten der Privatpatientin teure
Zusatzbehandlungen an - der Kassenpatientin jedoch nicht. Die Kosten
für Untersuchungen waren bei Privatversicherung deshalb um 75 Prozent
höher als bei gesetzlicher Versichertung.
"Bei Privatpatienten besteht immer die Gefahr der Ãœberversorgung",
warnt Prof. Gerd Glaeske. "Es wird zu schnell diagnostiziert und es
wird dann natürlich sehr viel Teures diagnostiziert."
Gegenüber dem NDR Fernsehen räumt die Kassenärztliche
Bundesvereinigung Mängel bei der Empfehlung von Zusatzbehandlungen
ein. Dem einen oder anderen Arzt gehe es tatsächlich ums
Geschäftemachen.
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