PresseKat - Allg. Zeitung Mainz: Im Treibhaus / Kommentar zur SPD

Allg. Zeitung Mainz: Im Treibhaus / Kommentar zur SPD

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(ots) - Es macht im Moment augenscheinlich ziemlich wenig
Spaß, auf Bundesebene SPD-Politik zu betreiben. Man kann das durchaus
verstehen: Es gibt einiges, was sich gegen die Kanzlerin sagen lässt
- ihre Konturlosigkeit, ihr Zaudern und Zögern, das
Quasi-Nichtvorhandensein einer konservativen Wirtschaftspolitik -,
und doch klebt die Union unverrückbar an der Spitze aller Umfragen.
Soziologen konstruieren schon den Begriff der "Generation Merkel":
Die Kanzlerin, so die These, sei schon so lange an der Macht, dass
vor allem Jüngere sich nicht mehr vorstellen könnten, dass das auch
anders geht. An einem solchen Punkt stand Deutschland in jüngerer
Vergangenheit schon einmal, im Herbst der Ära Kohl. Nur: Damals hatte
die SPD mit Gerhard Schröder einen rotzfrechen Populisten, dem sogar
das Bier aus der Flasche noch zur Zierde gereichte und der als
"political animal" den Kanzler der Einheit in Rente schickte. Davon
ist die SPD heute aber meilenweit entfernt, und das muss einfach
frustrieren. In einer traditionell debattierfreudigen Partei brechen
dann schnell Flügelkämpfe auf. Wenn das allerdings wie jetzt bei
einem - ganz ehrlich - zwar unbestritten wichtigen, aber nicht
wirklich wahlentscheidenden Thema wie den Treibhausgasen passiert,
dann sagt das viel über Sigmar Gabriel aus. Wo Schröder zumindest in
seinen Glanzzeiten die Partei hinter sich hatte, schüchtert Gabriel
sie höchstens ein. Bis zum nächsten Krach oder krachenden
Kurswechsel. Den Sozialdemokraten fehlt vor allem eines: eine echte
Alternative zu Merkel. Und weil man die Kanzlerin zwar für vieles,
aber ausgerechnet dafür nun so gar nicht verantwortlich machen kann,
entlädt sich der Frust im SPD-Treibhaus jetzt wieder einmal nach
innen.



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Datum: 17.11.2014 - 19:53 Uhr
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