(ots) - Wie ein regionaler Konfliktherd zu einer
weltweiten Katastrophe werden kann, das hat der Ausbruch des Ersten
Weltkriegs vor 100 Jahren eindrücklich bewiesen. Angela Merkels
Hinweis darauf in ihrer Abrechnung mit Wladimir Putin ist korrekt.
Damals wie heute war an dieser Entwicklung die verbale Aufrüstung ein
wesentlicher Teil des Arsenals der Beteiligten. Wenn Merkel nun Putin
vorwirft, an einem Flächenbrand zu zündeln, dann beteiligt sie sich
allerdings auf ihre Weise an der Logik der verbalen Aufrüstung, wie
sie unter anderem von der Nato seit Monaten betrieben wird. Es ist
ein gefährlicher Schwenk, die besonnene, dialogbereite Linie
gegenüber Moskau zu verlassen und in die aufgeheizte Rhetorik
einzustimmen. Merkels Vorwurf, Putin denke in Einflusssphären, ist
zudem eine Binsenweisheit. Nichts anderes tun die USA, China und
andere große Staaten. Ihre Politik ist interessengeleitet, meist aus
wirtschaftlichen oder strategischen Erwägungen, allen Bemäntelungen
zum Trotz. Deutschland täte gut daran, seine eigenen Interessen
gegenüber Russland innerhalb des westlichen Bündnisses zu vertreten
und nicht auf die allgemeine Angstmache hereinzufallen.
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